Amsterdam

Wir besuchen unter anderem das Filmmuseum EYE, ein toller, futuristisch anmutender Bau von Delugan-Meissl. Zu sehen ist eine sehr eindrucksvolle Ausstellung über den Regisseur Werner Herzog mit Fotos, Korrespondenz, Filmausschnitten und Interviews.
Noch ist richtig schönes Wetter. Aber bald steht das Barometer so tief wie noch nie. Bei Regenwetter gibt es an Bord immer etwas zu tun, wir montieren LED-Lampen über dem Navitisch.

Amsterdam – Gouda

Die Staande Mast Route würde weiter durch Amsterdam führen. Die Brücken in der Stadt öffnen nach Anmeldung der Fahrt aber nur nach Mitternacht und auf dieses Vergnügen verzichten wir. Stattdessen fahren wir zuerst entlang der großen Häfen im Nordseekanal nach Westen und zweigen in den Zjikanal C ein. Wir schleusen einmal und passieren Spaarndam, die große Stadt Haarlem, sowie Hillegom und Lisse. Der Konvoi aus Booten wird ständig größer.

Hier zwischen Nord- und Südholland liegt das Land oft tiefer als der Kanal, vom Boot aus hat man daher oft erstaunlich gute Rundsicht. Der Grund dafür ist, dass dieser vielbefahrene Kanal die Ringvaart des Haarlemmermeerpolders ist. Mit dem Aushub des Kanals wurden um die Mitte des 19. Jahrhunderts Deiche gebaut und das Haarlemmermeer trockengelegt. Pump- und Schöpfwerke halten den Grundwasserspiegel im Polder niedrig.

Bei den gleichzeitig öffnenden Autobahn- und Eisenbahnbrücken Kaagbrug und Ringvaartspoorbrug ist die Menge der Boote schier unübersehbar und es ist doch etwas stressig, da nicht ausreichend Plätze an Stegen vorhanden sind. Das Getümmel löst sich dann erst im Brassemermeer wieder etwas auf. Nur fünf Boote fahren bis Gouda. Die Hebebrücke Gouwespoorbrug ist die letzte Brücke heute, und es reicht wirklich! Der Yachthafen selbst ist ein ziemlich schmaler, nicht sehr einladend aussehender Kanal, die Kromme Gouwe. Wer den Aufwand nicht scheut, kann durch eine Schleuse und Brücken in die Grachten der Stadt fahren und dort festmachen. Wir essen noch schnell etwas und fallen nach 13 Stunden Fahrtzeit mit 34 Brücken und einer Schleuse sehr müde ins Bett.

Gouda gibt sich als die Welthauptstadt des Käses. Wir besuchen den tollen Markt am Stadtplatz und kaufen ein. Die Sint-Janskerk mit ihren wunderbaren Glasfenstern aus dem 16. Jhdt. ist ausgesprochen sehenswert. Wir erfahren von anderen Seglern, dass die Algerabrug in Rotterdam erst in einigen Tagen wieder öffnet. Das macht uns nichts, es regnet sehr stark.

Flagge Gouda
Österreichische Flagge? Nein, die Stadt Gouda hat die gleichen Farben!

Gouda – Willemstad

Ablegen ist nicht leicht, wenn der Kiel nach einigen Tagen fest im Schlamm steckt. Dabei haben wir die Yacht mühelos nur mit Hilfe der Leinen an diesen Platz verholt und hatten keinerlei Widerstand oder Verdacht auf zu geringe Wassertiefe. Wir kommen los und fahren im Pulk auf der Hollandschen IJssel, streifen Rotterdam und biegen nach der Algerabrug in die Niewe Maas. Dann verzweigen wir in den Noord. Beim Warten vor der Alblasserdambrücke können wir einige Luxusyachten der Oceana Werft sehen.

Bei Doordrecht geht es aus der Oude Maas durch den Dordtsche Kil ins Hollandsch Diep und somit ins Rhein-Maas Delta. Dort blasen uns 25 kn Wind genau auf die Nase und es hat heute mittlerweile schon fünf Mal geregnet.

Der Hafen Willemstad ist sehr gut, er liegt in einem Teil des Wassergrabens der ehemals strategisch wichtigen Stadt. Wilhem von Oranien hatte dieser Stadt in Nordbrabant schon 1583 befestigen lassen. Dabei erhielt sie ihren sternförmigem Grundriss mit sieben Bastionen.

Willemstad

Es herrscht Schlechtwetter und die Prognose ist weiterhin trist, ein Tief nach dem anderen kommt daher. Endlich steigt der Luftdruck merklich und das sieht man sofort am Himmel. Morgen wollen wir weiter.

Willemstad – Veere

Das Wetter ist heute okay, der Rest ist schwieriger…
Die Anzeigetafel der Sportbootschleuse der Volkerakschleusen zeigt nur 17,8 m Durchfahrtshöhe unter der Brücke an. Wie soll das gehen? Ein Anruf per Funk klärt uns auf. Man fährt in die Schleuse und legt vor der Brücke an. Dann wird auf 18,6 m abgeschleust und man kann durchfahren. Aha.

Im Volkerak ist dann gutes Segeln möglich, nur einmal kurz Regen. Bald schon sind wir beim nächsten Hindernis. Die feste Brücke bei der Krammerschleuse zeigt aktuell 18,45 m Durchfahrtshöhe an. Noch in Schweden haben wir den liegenden Mast mit der Antenne vermessen und eine Gesamthöhe von 18,2 m errechnet. Der Wert stimmt, wir kommen mit etwas Luft durch, aber es war nervig.
Dann geht es unter Segeln über Zijpe, Mastgat, Keeten, neben den Sänden durch die Witte Tonnen Vlije in das Brabantsche Vaarwater und weiter in die Oosterschelde. Nach der Zandkreeksluis fahren wir durch das schöne, gewundene Veerse Meer zwischen Noord- und Zuid Beveland ein. In Veere finden wir einen feinen Platz in der Marina im Kanal.

Auch hier müssen wir wetterbedingt länger bleiben. Ein kleines, sehr kräftiges Tief zieht durch. Dieses vertieft sich später in Skandinavien noch weiter und wird riesig groß. Der Wind ist stark und böig, reißt Laub und Äste von den Bäumen. Dazu regnet es heftig.
Der Ort kam schon im 15. Jahrhundert zu erster Blüte und später durch den Handel mit schottischer Wolle zu großem Wohlstand. Veere zeigt sich im historischen Kern sehr gepflegt. Ein Spaziergang um die Stadt führt uns über die viele Befestigungen, die neueren aus der französischen Zeit um 1810. Man kann auf den Kirchturm der sehr großen, unvollendeten Kirche steigen. Von dort reicht der Blick bis zur Nordsee, von der das Verse Meer nun durch einen Deich abgeschnitten ist.

Veere – Breskens

Nur 12 sm, aber 6 Stunden. Die Schleuse bei Veere in den 1872 gebauten Kanaal door Walcheren öffnet gleich, aber an der Stationsbrug in Middelburg warten wir recht lang. Entlang des Kanals stecken die ehemaligen Festungsgeschütze aus Veere als Verstärkung im Deich.

Im großen Hafenbecken von Vlissingen müssen wir vor der Schleuse warten und sind recht zufrieden darüber, dass die Kanalfahrten nun zu Ende sind. Direkt am Hafen sehen wir die riesigen Werfthallen von Amels und Damen, Hersteller von Superyachten.

Westerschelde

Wir passieren die Seeschleuse und sind endlich wieder im Meer und damit in tiefen Wasser! Die Querung der Westerschelde wird gleich spannend, weil große Seeschiffe Antwerpen anlaufen.

In Breskens warten wir, bis der SW-Wind abflaut und wir entlang der belgischen Küste nach Frankreich segeln können.

Marina BreskensMarina Breskens
Gezeitenhafen Breskens