Anfang September war es heiß und windschwach. Wir haben neun Tage auf passendes Wetter gewartet. Langsam entwickelte sich eine brauchbare Lage mit NW-Wind, der etwa zwei Tage anhalten wird. Dann sollte sich ein kleines Hoch mit Windabschwächung ausbilden. Am dritten Tag schließlich war günstiger NE- Wind entlang der spanischen Nordküste angesagt.
Im Morgengrauen warfen wir in Concarneau die Leinen los. Etwas weiter draußen trafen wir sehr schlechte Sicht an, weniger als ¼ sm. Auch Fischerboote, Bojen, Netze mit Fähnchen, das Übliche. In der Gegend der Ile de Mouton verwenden wir RADAR.
Dann klart es auf und der Wind ist da. Nun sehen wir auch das AIS Signal von DE LIEFDE, Monique und Peter haben dasselbe Ziel wie wir.
Ein starker Schauer geht nieder, aber dann deutliche Besserung und Windauffrischung. Von 12:00 bis 14:00 Uhr fährt Helga 12 sm, bis 17:00 Uhr schaffe ich 20 sm. Zwischen 7 und 8 kn läuft das Schiff bei NNW–NW mit 5 bft. Die See ist etwa 1 m, Welle seitlich. Ab 16:30 Uhr ist die Bedeckung nach Osten abgezogen und die Sonne scheint für uns!
Starker Wind und gutes Segeln den ganzen Tag. Wir wechseln uns ab und kommen sehr gut voran.
Etwa 160 sm in den ersten 25 Stunden. Dann wird Helga schlecht. Von der Nacht fahre ich den größten Teil.
Vormittags Windabschwächung, das Hoch bildet sich aus. Es wird blau. Wir kommen mit dem Gennaker etwas weiter. Um 15:00 ist der Wind ganz eingeschlafen. Peter ist am Funk, er hat Orcas gesichtet und fährt mit Maschine davon. Wir bergen den Gennaker und werfen auch an. Rollige See, kein Wind. Schade! Unter Motoreinsatz fahren wir aus dem Hochzentrum. Dann sieht man schon, dass Kondensen im Süden oben nach West verblasen sind, der angesagte Ostwind wird also kommen.
Tatsächlich, es wird immer besser. Heutzutage stimmen die Prognosen bis zu drei Tagen sehr genau. Helga fährt die erste Wache bis Mitternacht. Ich übernehme, dann werden die Bedingungen rauer und um 03:45 muss unbedingt gerefft werden. Nun fährt das Schiff schöner, ist besser kontrollierbar und dabei fast gleich schnell.
Schnelles Vorankommen, aber ordentlich Welle von schräg hinten. AIS Totalausfall aus unerklärlicher Ursache. Blöderweise drücke ich in Dunkeln die MOB Taste und der Alarm nervt Helga gewaltig. Wir einigen uns, den Plotter auszuschalten. Ich fahre nach Kompasskurs, das genügt auch. Endlich wird es hell.
In der Ferne sieht man das gebirgige Land auftauchen, das ist aber noch ein gutes Stück. Ein sehr starkes Windfeld steht in der Rias Atlas vor dem Cabo Ortegal. Hier an der Nordwestecke Spaniens wirkt sicher auch ein Düseneffekt und die Böen haben 30 kn. Eine dunkle Wolkenwurst liegt über dem Gebirge.
Die Seeverhältnisse sind definitv sehr grob, die Wellen sind höher als das Schiff und brechen. Als dunkle Schatten im Augenwinkel rollen sie von hinten heran. Dann wird man aufgehoben und fährt in regelrechte Gräben hinab und das Wasser ist höher als das Schiff. Das Boot verhält sich hier tadellos und ist angenehm steuerbar. Am Wellenberg ist der Winddruck stärker.
In der Landabdeckung vor A Coruña nehmen Wind und Welle endlich ab. Das hat als Kostprobe auch gereicht. Helga ist müde, ihr ist schlecht und kalt. Am spanischen Himmel steht nun die Sonne und der Wind flaut bis zum Hafen fast völlig ab. Dann übernimmt sie schon wieder und alles ist gleich wieder anders.
Glückliche Ankunft am späten Nachmittag nach 325 sm, zwei Tagen und 10 Stunden auf See, sehr müde. Wir gehen mit der Besatzung von DE LIEFDE in die nahe Altstadt, essen Tapas und feiern unsere erste Offshore Passage ein wenig.