Gran Canaria – Kapverde
Pasito Blanco – Mindelo, 947 Nautische Meilen
Viele Yachten beginnen ihre atlantische Reise in Las Palmas. Diese Stadt anzufahren war in der Haupsaison aber keine gute Idee. Der Rummel vom Start der ARC war gerade vorbei und man spürte die Nachwirkungen. Wir konnten nur vor der Marina ankern. Sogar dort war recht wenig Platz, es war laut vom großen Hafen und unruhig durch Schwell.
Pasito Blanco im Süden von Gran Canaria hatte aber Platz für uns und wir verlegten schon nach einem Tag dorthin. Diese sehr angenehme Marina war eine ganz ausgezeichnete Wahl für die Besichtigung der Insel und das letzte Aufstocken der Vorräte. Wir wollen unsere Atlantiküberquerung in Mindelo unterbrechen. Dort wird ein Freund an Bord kommen, der uns als Crew unterstützen wird.
3.12.
Wir legen Mittags ab, Seitenwind erschwert das Ausfahren aus der Box. Draußen E mit 4 BFt und relativ ruhige See. Leider geht es schon abends nicht mehr gut und wir dümpeln langsam dahin.
4.12.
Um Mitternacht frischt der Wind auf. Nach meiner Wache nehmen wir die Fock weg und fahren einen tieferen Kurs, aber leider rollt das Boot dann stärker und wird langsamer. Der Mond lässt sich zwischen den Wolken manchmal doch blicken und so ist es nicht völlig dunkel.
Am Vormittag flaut der Wind ganz langsam ab. Butterfly geht nicht, Gennacker wegen der Welle anfangs auch nicht. Nur langsam kommen wir etwas aus dem Flautenloch heraus. Das Leichtwindsegel ist schwer zu fahren und fällt oft ein. Nur selten erreicht der Wind 5 m/s und normale Segel schlagen nur. Gegen Abend entscheiden wir uns zur Maschinenfahrt. Heute hatten wir viel Mühe bei der Decksarbeit, die jedoch nicht belohnt wurde.
Noch am späten Abend fahren wir ein Ausweichmanöver, dies aber schon mit gesetzten Segeln. Dann Abfallen und Maschine aus. Schöne Wache mit ruhiger See und gutem, konstantem N-Wind. Endlich kommen wir weiter!
5.12.
Die Nacht ist dunkel, weil dichte Bewölkung den Mond verdeckt. Ich fahre bis 02:00 Uhr, Helga bis zum Sonnenaufgang. Dann geht es zuerst ganz passabel weiter, aber eben nicht lang. Der erforderliche tiefe Kurs ist nicht zu fahren. Nachdem Helga wieder aufgestanden ist, wird der Gennacker eingesetzt. Dieser funktioniert heute bei stärkerem Wind und längerer Welle weitaus besser als am Vortag.
Abends halsen wir und auf dem anderen Bug sind wir sogar schneller. Beim Bergen sträubt er sich allerdings kräftig, im Dunkeln wäre das noch schwieriger gewesen.
Wir laufen nun nicht ideale 165° und kommen der afrikanischen Küste näher. Dafür sind endlich 5,4 kn drin. Die Etmale der ersten beiden Tage fielen trotz intensiver Bemühungen ja sehr bescheiden aus.
6.12.
Noch in der Nacht kommen wir in den Bereich besseren Winds. Die GRIB Daten haben dies vorhergesagt. Dieser kündigt sich schon durch höheren Schwell an. Bis zu 10 m/s aus NE, 4-5 Bft. Wir laufen gerefft 170° in guter Geschwindigkeit. Später sind bei fast gleich starkem Wind 220° möglich, das ist ideal. Das Wetter zeigt sich bedeckt.
Gutes Segeln bis am späten Nachmittag, dann wird es rollig und der Wind stärker. Helga erspäht einen Blas. Es ist vermutlich ein Pottwal, nicht weit vom Boot. Nur unter Fock laufen wir nun sehr schnell.
Helga bäckt Brot, so sind wir gut versorgt. Abends Windauffrischung bis 13 m/s und eine wunderbare Sternennacht mit etwas Mondschein und ruhigem Segeln auf gutem Kurs.
An dieser Küste ist sehr viel Verkehr, Großschiffe, Fischer und Yachten. Es empfiehlt sich daher, außerhalb der Hauptrouten zu fahren.
7.12.
Die Nacht war klar, aber auch feucht vom Tau. Wir haben das Cockpitzelt in Benutzung, luvseitig geschlossen. Das macht die Wachen deutlich angenehmer. Morgens baumen wir die Fock aus. Das Großsegel ist auf derselben Seite. Das ist unüblich, aber es funktioniert gut an diesem sonnigen, einwandfreien Segeltag mit hoher, nachlaufender Welle.
8.12.
Bis zu 6 Bft in der Nacht. Der Spibaum ist gestiegen, die Leinen sind locker geworden. Noch vor dem Frühstück will ich das klarieren und den Baum rechtwinklig zum Mast stellen, also höher setzen. Der Baumbeschlag an der Schiene kann mit einer Leine relativ leicht gehoben werden. Ich will die Leine belegen, halte mich am Mast aber an falscher Stelle, beim Gummipuffer der Schiene. Der Spibaum schlägt mit Winddruck in der Fock blitzschnell herunter und meine Daumenkappe ist gequetscht und fast abgeschnitten. Mit SteriStrips kann man das gut kleben. Der Daumen pocht nun. Als Helga Kaffee machen will, geht das Gas aus und die Flasche muss gewechselt werden. Ich habe den Verdacht, dass Murphy heute gut aufgelegt ist.
Nur unter Fock laufen wir 230° direkt auf Sao Vincente zu. Bis zu 13 m/s ist der Wind nun stark und CARA MIA läuft so um die 6,5 kn und das ganz ruhig. Nachmittags ist es bei nun schwächerem Wind rolliger. Nun fahren wir Butterfly wie es sich gehört. Das funktioniert sehr gut. In der Nacht laufen wir auch ohne Großsegel gute Geschwindigkeit. Wir fahren in der Nacht grundsätzlich mit gekürzten Segeln. Die Windsteueranlage bewährt sich bestens und arbeitet großartig.
9.12.
Weiter auf Direktkurs, nun wieder unter Vollzeug. Dann beginnt der Wind zu schwächeln. Die GRIB files zeigen das auch. Nur mehr 10 kn, und das bis frühmorgens. Der Motor muss helfen. Der Spibaum kommt weg, die Fock auf die andere Seite, der Kurs ist nun 270° um den schwachen Wind bestmöglich zu nutzen. Er soll zunehmend auf Nord drehen, das wollen wir mitnehmen und mit dem Wind nach Süden drehen.
Nach Sonnenuntergang höre ich einen Aufschrei von Helga am Steuerrad. Ein fliegender Fisch hat sie an der Nase gestreift! Mit einem Klatsch landet er am hinteren Laufdeck. Er lebt noch und flattert, als ich ihn über die Bordkante befördere.
10.12.
Das letzte Stück der Passage müssen wir leider motoren. Bei Sonnenaufgang kommt ein leichter Nord auf, sodass wir die Fock mit hinterstem Holepunkt gut zur Unterstützung einsetzen können. Die Inseln sind erst aus der Nähe auszumachen, die Luft ist dunstig. Es ist sehr heiß hier, Schuhe tragen wir schon seit Tagen keine mehr.
Das Anlegen mit der Hilfe eines Boys im Dinghy ist einfach, vorne an der Boje, das Heck am Steg. Dann kommt schon unser Mitsegler Günther zu uns auf den Steg, alle freuen sich. Weitere Yachten laufen ein, sogar Oberösterreicher treffen wir hier in Mindelo.
Mindelo hat einen stark afrikanischen Charakter, man spricht kreolisch hier. Viele betteln, andere wollen diverse Geschäfte anbahnen, Strassenhändler bieten Sonnenbrillen, Uhren, Obst, Gemüse oder Fisch an. Viele Straßenhunde liegen herum. Es wird immer heißer und der Wind bringt roten Wüstenstaub mit. Die Atmosphäre ist undurchsichtig trüb, das Licht flau.
Dieses Portrait der einheimischen Sängerin Cesária Évora wurde in den Verputz des Gebäudes gehackt.