Rund um den Vestfjord
Værøy
Über dem Nordatlantik herrscht derzeit gerade ein gewaltiges Tief, dessen Rand nun schnell einen dichten Wolkenschirm über die Lofoten hereinschiebt. Wir befinden uns genau an der Wettergrenze. Die Querung des Westfjords gestaltet sich langwierig, Wellen machen die Passage rollig.






Von der Großstadt Bodø kommend, ist man auf der anderen Seite des Vestfjords plötzlich in einer völlig anderen Welt, nur 750 Menschen leben auf diesem kargen Eiland. Geologisch betrachtet besteht die Insel aus drei verschiedenen Gesteinen und kann dem Besucher sowohl weiße Sandstrände, als auch spektakuläre Bergprofile bieten. Væroy ist die größte Fischereikommune Norwegens, deren Hauptprodukte Stockfisch, Klippfisch, Hering und Makrele sind. Der Haupthafen Sørlandvågen ist flach und breit. Mehrere große Fischereibetriebe sind hier ansässig. Røstnesvågen ist der alte Hafen mit restaurierten, alten Gebäuden aber auch neuer, moderner Fischindustrie.









Überall sieht man die Trockengestelle für Stockfisch. Stürme haben diese teilweise stark beschädigt, obwohl sie an sehr großen Steinen mit Drahtseilen verankert sind. Manche der alten Nebengebäude der Fischereibetriebe verfallen schon deutlich. Es gibt sogar noch einen Walkutter auf Værøy. Norwegen fängt immer noch 500 Minkwale jährlich. Allerdings gilt deren Bestand als stabil und nicht gefährdet.




Die Ansiedlung liegt verstreut in der weiten Buchtlandschaft. Die schlichte Kirche mit schönen Proportionen ist unverkennbar ein Entwurf von Harald Sund.



Eine schöne Wanderung führt uns zuerst durch die Ebene und dann auf die Håheia auf 438 m. Der steile Steig erweist sich im unteren Teil als halber Klettersteig mit schlechten und beschädigten Versicherungen. Neben dem Steig kann man nicht gehen, der dichte Bodenbewuchs ist weich und überdies sehr empfindlich. Von halber Höhe überblicken wir Sørlandshagen, früher ein wichtiger Weidegrund. Hier finden sich auch Spuren von frühsteinzeitlicher Besiedelung und Gräber aus der Vikingerzeit um 800 n. Ch.







An der höchsten Stelle ist eine Küstenradarstation des Militärs. Die Ausblicke auf die Landschaft sind absolut beeindruckend. Im Süden kann man die Inselgruppe Røst erkennen. Nach Norden geht der Blick zur Insel Mosken, dem sagenumwobenen Gezeitenstrom Moskenstraumen und der nächsten Insel der Lofotenkette, Moskenesøya. Besonders Dichter waren von diesem Naturphänomen beindruckt. Am Ende von Jules Verne´s Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ steuert die NAUTILUS auf den Moskenstraumen zu.












Nach Måstad kommen wir nicht, die alte Ansiedlung und die Kolonie von Papageientauchern hätten wir aber doch gerne gesehen. Stattdessen besuchen wir die Kvalneset.












Moskenstraumen
Laut unseren Tidenberechnungen stand fest, dass wir um 09:00 Uhr bei Niedrigwasser abfahren müssen. Das bewirkt Versatz in Fahrtrichtung beim Auslaufen. Der Moskenstraumen wird recht genau dann am wenigsten stark fließen, wenn wir ihn passieren. Alles läuft nach Plan, der starke Strom ist aus gebührlicher Entfernung an der Wasseroberfläche gut sichtbar, wir spüren ihn aber nicht.





Sørvågen
Sørvågen ist ein schön gelegenes Fischerdorf auf der Insel Moskenesøy mit einem gut geschützten Fischereihafen.









Wir nutzen den Tag, um zur Munkebu (Mönchshütte) aufzusteigen. Die Wanderung beginnt leicht, auf breitem Weg, und führt zum höher gelegenen Stuvdalsvatnet hinauf, schön an diesem entlang, dann steil durch ein Birkenwäldchen. Von dort führen Versicherungen über die großen, glatten Steine und den dazwischen liegenden Morast. Nach dieser Geländestufe geht es eben weiter. Tief unten liegt der Tridalsvatnet und Fjerdalsvatnet. Wir sehen auf dieser Wanderung viele Naturteiche und schöne Ausblicke, aber es ist stark morastig hier. Schließlich führt der Weg über eine weitere, felsige Stufe hinauf, dann etwas abfallend zur Hütte. Die Munkebu ist sehr schön an einem kleinen See gelegen und bietet eine tolle Aussicht. So sieht man auch den Tennesvatnet und Krokvatnet. Auf 440 m Seehöhe sind auch im Sommer noch Schneefelder und es ist kalt. Der Abstieg dauert ganze 3 Stunden. Abends kommt Monika, wir holen sie zu Fuß von der Fähre in Moskenes ab.
Wir besichtigen das Telekommunikations- und Radiomuseum in Sørvågn. Dieses bietet eine sehr interessant gestaltete Ausstellung. Der Sohn des letzten Operators führt durch das Haus in dem er auch aufwuchs. Anfänglich gab es hier einen optischen Telegrafen. Die an einem hohen Mast gezeigte Kombination von Kugeln, Kegeln und Zylindern enthielt die verschlüsselten Informationen über die zu erwartende Windstärke und Richtung. 1861 waren die Hauptorte der Lofoten bereits durch elektische Kabeltelegrafie verbunden.
Schon 1906 wurde hier die zweite, dauerhaft arbeitende Funkstation der Welt eingerichtet. Das Verdienst der ersten Funkverbindung kommt bekanntlich Guglielmo Marconi zu. Er funkte 1901 auf Kurzwelle von England über den Altlantik nach Neufundland. Die Station in Sørvågen verband die Inseln Røst, Værøy und Moskensøya ab 1908 auch mit den Schiffen und Fischerbooten.
Å




Unser Fußmarsch führte uns entlang der Straße nach Tind und weiter nach Å, gesprochen O. Das kleine Fischerdorf mit etwa 100 Einwohnern markiert das Ende der Strasse E 10 und hat einen Umkehrplatz mit Parkmöglichkeit. Busse, Wohnmobile und Motorräder sind in großer Zahl hier. Es gibt ruhigere Orte auf den Lofoten, aber Å ist einen Besuch wert! Das private Tørrfisk Museum ist unser erstes Ziel. Steinar Larsen, der Besitzer des Museums ist ein sprachgewandter, umgänglicher Mann der den Besuch unterhaltsam und informativ gestaltet. Man erfährt etwas über die Zubereitung von Stockfisch, die verschiedenen Fischqualitäten und sieht alte Maschinen mit denen der Stockfisch gewogen, gepresst, gebündelt und verpackt wurde.










Eigentlich ist der gesamte Ort mit den 150 Jahre alten Häusern, Bootschuppen und Rorbuern ein Museum. In diesen Rudererhütten hausten oft viele Männer auf engstem Raum. Zur Blütezeit der Lofotenfischerei gegen Ende des 19. Jhtd. lebten etwa 30.000 Fischer von Jänner bis April temporär in den vielen kleinen Orten in den Lofoten. Die Rorbuer, die Boote und die Fischgründe gehörten einigen, lokalen Fischereiherren. Ebenso wie die Geschäfte, in denen die Fischer ihren schwer verdienten Lohn wieder ausgaben. Die Arbeit auf den ungedeckten Ruderbooten war hart und gefährlich, bei stürmischem Wetter blieben viele Fischer auf See. Erst als Dieselmotoren in die Fischerboote eingebaut wurden, brauchte man bessere Häfen und die Fischerei verlagerte sich zunehmend in die größeren Orte wie Henningsvær und Svolvær.
Viele der alten Rorbuer begannen zu verfallen, andere wurden erst mit dem aufkommenden Tourismus wieder renoviert. Heute werden moderne, komfortable Hütten ausschließlich für den Tourismus errichtet.






Reine








Reine ist das administrative Zentrum von Moskenes und hat etwa 2000 Einwohner. Was macht man in Reine? Man geht auf den Reinebringen. Die berühmte Aussicht von dort oben ist sicher der Haupttouristenmagnet. Nach vielen Unfällen haben nun nepalesische Sherpas den Aufstieg durch eine Steinstiege entschärft. Das Bauwerk aus Natursteinen fügt sich schön in die Landschaft ein. Nach einer anstrengenden Stunde stehen wir schon im Sattel des Reinebringen, der Tiefblick ist atemberaubend. Wir haben heute Glück mit dem Wetter, die Aussicht auf die bizarren Berge um den Vor- und Kjerkfjorden ist wirklich fantastisch.






Mit einem schnellen, kleinen Passagierboot fahren wir durch die Fjorde bis nach Vinstad. Dort unterbrechen wir die Fahrt und spazieren bis zum Ende des Bunesfjorden. Das ist eine schöne Gegend mit verstreut liegenden, kleinen Häuschen, dazwischen unberührte Natur. Die Hänge mit saftigen Wiesen werden nicht landwirtschaftlich genutzt. Unverändert belassene Landschaft wie hier sieht man selten. Einige Wanderer sind schwer bepackt und für die Übernachtung am großen, weißen Strand von Bunes auf der Atlantikseite ausgerüstet. Eine Kajaktour in diesen Fjorden wäre sicher ein reizvolles Erlebnis mit starken Eindrücken.
Nusfjord
Diese Gegend im Süden von Flakstadøy ist schon seit 400 n Chr. besiedelt. Nusfjord ist eines der ältesten und am besten erhaltenen, norwegischen Fischerdörfer. Eine einzige Familie kaufte im frühen 19. Jhdt. das Dorf nach und nach auf und baute es zum führenden Fischerdorf auf den Lofoten aus. Es verfügte sogar über eigene Kraftwerke und Seen im Gebirge. Es hat einen gut geschützten, natürlichen Hafen und mit seinen ockerfarbigen, roten und weißen Gebäuden eine idyllische Ausstrahlung. Viele der Rorbuer sind originale, historische Gebäude. Während des Sommers ist Nusfjord ein Freilichtmusem.




Ballstad
Ballstad liegt teils auf der Insel Vestvågøy und teils auf Ballstadøya. Wir wandern von der Kræmmervika auf einem ausgewaschenen, steilen Weg auf die Heia in Richtung Nonstinden. Nach dem steinigen Anstieg überrascht uns oben eine sanft geschwungene, glatte Hochfläche mit niedrigem Bewuchs und einzelnen großen Steinen. Von hier gibt es tolle Ausblicke nach allen Richtungen.



















