Skanör – Skåre
Das Nachbarboot legt ab, wir legen uns an diesen Platz. Der Grund dafür ist der dicke Nebel, der sogar die Lateralzeichen an der Hafenausfahrt verschwinden lässt. Einige Boote sind schon ausgelaufen aber wir warten bis sich die Sonne kurz zwischen den Wolken zeigt. Die Sicht ist passabel. Wir richten den Kurs nach der Hafenausfahrt auf 205° zum nächsten Quadranten. Das Meer um die gesamte Halbinsel Falsterbo ist heimtückisch flach. Die Seekarte zeigt, dass hier viele Wracks liegen. Wir fahren konsequent außerhalb der 5m Isobathe. Als Falsterbo querab ist, nimmt die Sicht stark ab. Wir schalten Seitenlichter, Mastlicht und die Dreifarbenlaterne im Topp ein. Um 11:00 sehen wir den Quadrant Västerflaket im Nebel querab. Nun wird der Kurs geändert und der nächste Quadrant angefahren. Als das Seezeichen in Sicht kommt, lese ich am am Entfernungsring des RADAR eine Viertel-Seemeile ab. Wir hören die Nebelhörner der Großschifffahrt aus dem Verkehrstrennungsgebiet Falsterborev, das westlich von unserer Position liegt. Auch wir schalten unser Nebelhorn ein. Das ist ein Feature des neuen Funkgeräts, alle zwei Minuten ein 5 Sekunden langes Signal in wählbarer Tonhöhe. Bei diesen Bedingungen erweist sich AIS als Segen. Man sieht andere Boote am Bildschirm und sucht dann den Nebel in der richtigen Richtung ab. Schiffe ohne AIS sind auch unterwegs…
Völliger Blindflug, – sogar bei einer Nachtfahrt sieht man mehr! Die See ist total glatt, stark veralgt und es ist heiß und windstill. Millionen von Mücken verschiedener Spezies und Größen sind hier, überall. Eigenartig, wir sind doch einige Meilen von der Küste entfernt. Helga passiert den nächsten Quadranten in kurzer Distanz. Es ist der südlichste Punkt unserer diesjährigen Reise. Wir fahren langsam und vorsichtig, sehr guter Ausguck versteht sich bei diesen Bedingungen von selbst. Die Tonnen der Hafeneinfahrt von Skåre sehen wir erst aus wenigen Metern Abstand. Der Hafen selbst ist immer noch unsichtbar. Er ist auch fast leer. Ein wirklich angenehmer Liegeplatz wird hier geboten, neue Stege, neue Elektro- und Wasserinstallationen, Ruhe und schwedisches Ambiente. Doppelter Genuss zum halben Preis gegenüber gestern. Unmittelbar nach dem Festmachen beginnen wir mit der Reinigung des Schiffs von den Insekten. Es wird ein angenehmer Abend im sauberen Cockpit. Wir bleiben noch einen Tag, es ist unerträglich heiß.
Skåre – Ystad
Helga legt ab und wir können sofort nach der Ausfahrt aus dem Hafen Segel setzen. Der Wind ist anfangs noch mäßig. Die Südküste bietet nur wenige Häfen und der Yachtverkehr Richtung Ystad ist stark. Wir baumen die Fock aus und kommen gut voran. Ab dem Feuer Kullagrund muss der Kurs geändert werden. Der Wind wird immer besser, SOG max. 7,8 Knoten. Die kräftigen, achterlichen Wellen mit Schaumkronen schieben zusätzlich an. Ystad scheint sehr voll zu sein. Ein deutscher Sportskollege, welcher die Segel früher als wir gestrichen hat, gibt ordentlich Gas und überholt uns unmittelbar an der Hafeneinfahrt. Gut, dass nur wenige sich so verhalten. Wir finden nur mehr längsseits an einem Katamaran Platz.
Ystad ist eine sehr hübsche Stadt, für Krimifreunde auch die Stadt von Kommissar Wallander. Man hat den Eindruck, dass hier die Schweden Urlaub machen.
Am übernächsten Tag kommen Stefan und Hansjörg sehr zeitig zu uns, der erste Besuch an Bord überhaupt. Alle freuen sich, Frühstück wird gekocht. Wir verbringen den Vormittag gemütlich im Cockpit. Nach einer Jause benötigen die Burschen dringend eine Mütze Schlaf und anschließend ein erfrischendes Bad in der Ostsee. Abendessen im Cockpit, ein Stadtbummel und noch ein schottischer Schlaftrunk.
Die Jungs wollen natürlich auch einmal segeln. Stefan steht am Ruder und macht seine Sache gut. Wir kreuzen auf. Später übernimmt Hansjörg und kann den Topspeed von Steve noch überbieten. Wir fahren nun Halbwind, dann frischt der Wind auf, wir reffen und richten wir den Bug wieder zurück nach Ost. Die kurze Tour bei absolut idealen Bedingungen war für die nichtsegelnden Seekajakfahrer eindrucksvoll.
Nach dem Anlegen wird etwas gegen den Hunger getan, dann verabschieden sich die zwei schon wieder, Paddelabenteuer stehen bevor!
Simrishamn
Wir laufen um 08:00 aus. Der W oder NW Wind ist schwach, aber brauchbar. Wir baumen die Fock aus und setzen den Großbaum mit einem Bullenstander fest. So läuft das Boot recht ordentlich. Vom gestrigen starken Wind steht noch eine nachlaufende Welle. Um die Mittagszeit umrunden wir Schwedens südöstlichsten Punkt. Ab nun geht es nordwärts. Der Hafen Simrishamn ist eigenartig angelegt und ohne Atmosphäre, der Ort selbst bietet auch nicht viel. Wir beschließen daher, schon morgen die Hanöbucht zu queren.
Querung der Hanöbukt
Wir laufen bei schwachem Wind aus, kochen, trinken Kaffee, verlieren schließlich unsere Geduld und starten den Motor. Die Maschine läuft schon eine Stunde, als die Instrumente Wind signalisieren. Die Yacht nimmt unter Segeln Fahrt auf, endlich kann der Motor abgestellt werden. Nun geht es auch ohne Unterstützung zügig über die Hanöbukt, der Wind wird immer stärker. Hanö scheint übervoll, mehrere Yachten fahren den Hafen an und kommen bald darauf wieder heraus. Nur unter Fock fahren wir weiter nach Hörvik. Dieser Fischereihafen ist nicht gut besucht, ein Däne und wir sind die einzigen Gäste.
Ich checke noch die E-Mails. Das Notebook verhält sich komisch, die Taskleiste reagiert nicht mehr. Der Bildschirm wird schwarz und das gute Stück ist am Ende. Mein Fehler: kein Ersatz an Bord.
Hafentag. Wir spazieren zur Listerhuvud durch einen schönen Wald. Am Abend vertreibt uns ein Schwede mit einer großen Najad. Er behauptet, dass wir an seinem privaten Liegeplatz liegen, aber am Steg steht „Gästplatser“. Ich gebe nach und verlege das Boot in eine Box.
Hörvik – Karlshamn
Wir segeln nach Karlshamn, schon vormittags geht es wider Erwarten recht gut. Glatte See, gute Geschwindigkeit. Wir laufen den Inner Hamn. Das Geschäft mit den Seekarten, welche wir für die Schären brauchen, ist im Vägga Hamn, ein schöner Spaziergang entlang der Uferpromenade. Der Hafen ist sehr gut, die Serviceeinrichtungen sind nur wenige Meter vom Schiff entfernt und die Waschmaschine ist gerade frei. Die Hafengebühr ist sehr günstig, Wasser, Strom, Waschen inklusive.
Karlshamn – Hanö
Die Nacht ist ziemlich unruhig verlaufen, es stand Schwell in den Hafen. Um 04:00 Uhr fährt das Feuerwehrboot mit Blaulicht sehr schnell los, dabei enorme Wellen verursachend, sodass alle Yachtbesatzungen an Deck erschienen.
Eine steife Brise aus Ost ist angesagt. Schon beim Auslaufen kündigen sich hohe Wellen an. Wir setzen die Fock, das Boot beruhigt sich, ist aber auf dem Kurs am Wind trotz steifer Brise recht langsam. Die gegen uns laufende Welle bremst sehr stark. Bei der ersten Wende will der Bug nicht durch den Wind. Aus Maximalfahrt klappt das dann recht gut, -mangelnde Erfahrung bei Starkwind. Strecke nach Luv zu machen ist möglich, aber anstrengend. CARA MIA taucht mit dem Bug bis zur Fußreling ein, segelt aber recht trocken. Mittlerweile nimmt der Wind zu und die Wellen werden höher. Etwas Großsegel und eine stark gereffte Fock funktionierten sehr gut. Nach Tärnö wären es noch Stunden bei anstrengender Kreuz gewesen. Wir entscheidem daher, Hanö anzulaufen. Mit Halbwind läuft das Boot nun schnell und wir erreichen Hanö in kurzer Zeit. Viele Yachten suchen nun Schutz hier, auch ein Schwesternschiff. Wir gehen zum Leuchtfeuer hinauf und beobachten die wilden Damhirsche aus nur wenigen Metern Entfernung.
Aufgrund der Prognose legen wir einen Hafentag ein, der Wind ist stark wie am Vortag. Zudem ist es bedeckt und sieht nach Regen aus. Man weiß oft nicht, was man am besten machen sollte. Einlaufende Holländer berichten von starker Welle, dann regnet es. Gut, dass wir hier geblieben sind.
Die strenge Hafenmeisterin schlichtet die Schiffe, wir liegen im 5er Päckchen. Abends unternehmen wir einen langen, sehr schönen Spaziergang oder besser eine Wanderung um den Südteil von Hanö in dem einzigartigen, naturbelassenen Hainbuchenwald. Rollsteinwälle markieren den Strandverlauf vor Tausenden von Jahren.
Hanö – Garpahamn
Die Schiffsdichte im Hafen verringert sich ab 8:30 Uhr auf wundersame Weise. Wir fahren auch los, es ist stark diesig und schwach windig. In der Nähe von Tärnö ist unsere Geduld zu Ende und der Diesel muss schieben. Mit dem GORI-Faltpropeller tut er das bei geringer Drehzahl sehr effizient. Wir müssen erst kurz rückwärts fahren, dann voraus, um die Schraubenblätter in die Stellung für ökonomisches Fahren zu bringen. Dieser Propeller erzeugt in beide Richtungen gleich viel Schub und ist beim Segeln sehr widerstandsarm. Wir kommen langsam in klarere Luft und besseres Wetter. Dort ist auch der prognostizierte Wind zu finden. Wir segeln bis zu Einfahrt nach Garpahamn. Der große Hafen ist fast leer, Helga legt das Boot längsseits an.
Karlskrona
Das Wetter ist bedeckt, es sieht nach Regen aus. Zwischen der Drottningskär und dem stark befestigten Kungsholmen liegen U-Boot Sperren. Das ist die einzige tiefe Zufahrt zum wichtigen Marinestützpunkt.
Beim Anlegen erwischt uns ein kräftiger Regenguss. Wir spazieren durch die Stadt, nun frischt der Wind gewaltig auf. Klare Luft kommt herein, welch ein Kontrast zum windschwachen Vormittag. Am nächsten Tag bläst es im geschützten Hafen mit bis zu 7 Bft. Sonne mit tiefen Cumulanten, dann schwarze Brummer mit Regen, das Ganze mehrmals täglich.
Vormittag besuchen wir das Marinemuseum. Der Wind wird morgen noch zulegen, aber am Samstag möchten wir weiter in den Kalmarsund. Morgens Wind bis 21 m/sec und Schauer, ab Mittags bessert sich das Wetter. Beim Marinemuseum gibt es WLAN, dort werden Updates von Navionics geladen. Das Tablett hat die neuesten elektronischen Seekarten und ist daher jenes Gerät, auf das wir uns verlassen.
Dann sehen wir uns das Auto- und Porzellanmuseum an. Es ist überraschend umfangreich, da es früher die führende schwedische Porzellanmanufaktur war. Klar ersichtliche Wetterberuhigung am Abend.