Sylt
Aus Esbjerg kommend steuern wir die Tonne Lister Tief an und laufen bei Hochwasser durch das Seegatt. Die Zeitplanung ist hier von Bedeutung, da sonst mit starker Strömung zu rechnen ist. Das Lister Tief ist ein sicheres Fahrwasser, das beiderseits von einigen Seemeilen breiten, sehr flachen Sänden umgeben ist. Hier steht oft Brandung und die Gefahren sind offensichtlich. Dann fährt man um den Ellenbogen, Deutschlands nördlichsten Punkt, herum. Der Hafen List ist winzig und bietet nur etwa fünf Liegeplätze für besuchende Yachten. Wir haben aber heute Glück, der Vormann und ein Besatzungsmitglied des Seenotrettungskreuzers PIDDER LÜNG helfen uns beim Anlegen am Stegkopf. Der Wasserstand ändert sich hier bei Spring bis zu zwei Meter.
Gleich am Hafen sind viele Restaurants und Buden, List ist ein betriebsamer Urlaubsort.
Die Insel Sylt selbst ist landschaftlich reizvoll und vielfältig. Auf der Westseite und im Norden der Insel finden sich lange Sandstrände mit den dazugehörenden Sanddünen. Dahinter sieht man auf der aus eiszeitlichen Ablagerungen bestehenden Geest große, trockene Heideflächen. In der weiträumigen Dünenlandschaft gibt es auch bis zu 25 m hohe Wanderdünen. Im Lee der Ostseite findet man durch Eindeichung gewonnenes, niederes Land wie den Lister Koog und typische Salzwiesen.
Sylt liegt im Naturschutzgebiet Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Große Teile Sylts sind ebenfalls Naturschutzgebiet und Brutstätte vieler Vogelarten.
Einen Tag verbrachten wir hier im Strandkorb, das musste sein.
Für die weitere Fahrt mit der Yacht bieten sich bei 1,85 m Tiefgang nur wenige Optionen. Hörnum am Südende von Sylt hat zwar einen Hafen mit ausreichend Wassertiefe, aber die Ansteuerung durch das Vortrapptief würde einen ordentlichen Umweg bedeuten. Amrum soll schön sein, aber der Hafen Wittdün weist nur 1,2 m Tiefe aus. Also bleibt nur Helgoland.
Wir stehen früh auf und laufen um 06:00 Uhr, eine Stunde vor Hochwasser, aus. Zwölf Seemeilen sind es bis zur Tonne Lister Tief vor dem Seegatt. Bis wir dort sind ist die Strömung schon gekippt und das Wasser noch tief.
Die starken Gezeitenströmungen fließen in der schmalen Stelle zwischen den Inseln und den Sänden schneller. Sie transportieren daher Sand und Schlick in Richtung See hinaus, wo sich das Material wieder absetzt und Riffe und Barren bildet. Die jedem Seegatt seeseitig vorgelagerte, flache Barre ist vor allem bei starkem Wind und gegenläufigem Strom extrem gefährlich. Dann werden die anrollenden Wellen im flachen Wasser höher und brechen, in den Wellentälern ist es untief.
Das Relief des Grunds ist zudem schnellen Veränderungen unterworfen. Wir beachten zwar die Seekarten, fahren aber stets nach den der aktuellen Situation angepassten Tonnen.
Leider ist der Wind in Stärke und Richtung für uns nicht ideal. Wir kreuzen, müssen aber aus Zeitgründen später die Maschine dazunehmen. Die Nordsee ist hier überall sehr flach und heute ruhig. Abwechslung bietet der Besuch eines erschöpften Taubenpärchens an Bord, das sich bei uns etwas erholt und kurz schläft. Besonders interessieren sich die beiden für das Fenster zur Pantry. Wir müssen sie daran hindern, sich im Salon einzunisten. Wir erleben einen ruhigen Abend auf See und die Felsinsel taucht langsam in der Ferne auf. Die 87 Seemeilen lange Fahrt endet erst um 21:30 Uhr im Päckchen in Helgoland.
Helgoland, die rote Felseninsel
Die weite Hafenanlage bietet trotz einer hohen Zahl an besuchenden Yachten keinerlei seglerfreundliche Infrastruktur. Attraktiv ist hier nur das Bunkern von abgabefreiem Treibstoff. Helgoland hat eine sehr wechselvolle, und wegen ihrer strategisch günstigen Lage auch tragische Geschichte. Die stilistisch einheitliche Bebauung stammt aus der Nachkriegszeit, ältere Gebäude waren schlicht keine mehr vorhanden. Das Plateau des Oberlands ist von den vielen Bombardierungen mit tiefen Trichtern übersät. Die große Sprengung von 1947, welche alle noch intakten Militäranlagen zerstören sollte, hat das Aussehen Helgolands zusätzlich stark verändert. Näheres erfährt man bei einem Besuch einer erhalten gebliebenen Bunkeranlage mit Ausstellung
Schön fanden wir in Helgoland den sogenannten Lummenfelsen. Besonders bei Wind wird hier ein wahres Schauspiel geboten, da die großen Basstölpel dann elegante Flugmanöver zeigen. Mehr als 400 Paare dieser Gattung nisten auf den Felsen. Seinen Namen hat er allerdings von den Trottellummen, von denen es hier mehr als 2000 Brutpaare gibt.
Von Helgoland nach Cuxhaven
Beim Törn nach Cuxhaven umfährt man die Reede Außenelbe und das kurze Verkehrstrennungsgebiet am besten westseitig. Würde man die etwas kürzere Strecke außerhalb der roten Tonnen auf der Nordseite fahren, riskiert man mit dem starken Flutstrom das Abtreiben auf die Sände. Gerät man dort aber einlaufend innerhalb des roten Tonnenstrichs, ist einem ein peinlicher Anruf von Cuxhaven Elbe Traffic per Funk sicher, wie wir hören konnten.
Wir fuhren jedenfalls nach umsichtigem Queren des Hauptfahrwassers mit einlaufender Tide auf der richtigen Seite entlang der grünen Tonnen in die Außenelbe. Das Wort klingt nach Flussmündung, hier ist aber klar Seerevier. Land ist noch kaum zu sehen. Zwischen den Fahrwassertonnen und dem Scharhörn Riff ist nicht eben viel Raum. Das ausgedehnte Scharhörner Watt und der kleine Vogelsand um die Insel Neuwerk fallen bei Ebbe teilweise bis zu 3 m hoch trocken. Hier krümmt sich das Fahrwasser und die Kugelbake Cuxhaven kommt in Sicht. Aus dem Fahrwasser fährt man bei Strömung mit viel Gas und einem langen Ton in den Vorhafen.
In Cuxhaven besuchen das Wrack- und Fischereimuseum Windstärke 10 und schauten als neue Mitglieder auch kurz im Büro des Vereins Trans-Ocean e.v. vorbei.
Auf der Elbe nach Hamburg
Der Gezeitenkalender bestimmt den Tagesablauf der Segler in diesem Revier. Auch wir fahren früh los, um den starken Flutstrom zu nützen. Dieser ist zuverlässig und sorgt für gutes Vorankommen. Der Wind ist leider nicht so kooperativ und fehlt bald völlig. Es ist schwülwarm wie schon in den vergangenen Tagen. Die Flut läuft in die Elbe etwa sieben Stunden lang ein. Das reicht, um die 62 Seemeilen bis nach Hamburg zu kommen.
Als ich das Boot für das Anlegen vorbereite, geht mir ein Festmacher am Bug über Bord! Gut, dass die starke Leine noch aufgeschossen war. Die Maschine lief, aber nichts passierte! Glück gehabt.
Die Einfahrt nach Hamburg war definitiv sehr eindrucksvoll. In der sehr gut, direkt am Baumwall gelegenen City-Marina werden wir freundlich eingewiesen, der Hafenmeister nimmt unsere Leinen an. Obwohl wir müde sind, gehen wir noch auf die Terrasse der Elbphilharmonie und zu den Landungsbrücken.
Die nächsten Tage wird das Wetter schlecht sein, das Barometer steht tief. Wir besuchen die Kunsthalle und das Maritime Museum. Die vielen Menschen einer Großstadt sind wir schon nicht mehr gewohnt. Wir kaufen noch eine lange Ankerleine, den Kettenvorlauf und einige Kleinteile.
Nun ist gar ein starkes, sommerliches Sturmtief vorhergesagt. Dieses passiert aber etwas weiter westlich, in Hamburg ist es bloß windig. Wir machen uns einen gemütlichen Tag an Bord und gehen erst spätnachmittags spazieren. Wir besichtigen den St. Pauli Elbtunnel. Das ist ein sehr imposantes Bauwerk aus dem Jahr 1911. Vier Aufzüge brachten die Autos auf 24 m unter den Meeresspiegel. Es gab für jede Fahrtrichtung eine Röhre mit 4,8 m Durchmesser. Diese sind vollständig gekachelt, und weisen wie die Aufzugsgebäude einigen Dekor auf.
Abonnement
Wenn du gerne über neue Beiträge auf dieser Seite informiert werden möchtest, kannst du dich hier anmelden. Wir freuen uns über dein Interesse! Natürlich ist eine Abmeldung auch jederzeit möglich.