Ålesund – Kristiansund Trondheim

Seit Bergen hat es nur an zwei Tagen nicht geregnet, an denen wir segelten. Auch heute regnet es wirklich gnadenlos. Dementsprechend miserabel ist die Sicht. Nach sieben Stunden unter schwierigen Bedingungen sind wir reif für eine Pause. Wir legen am Steg in Gossa an, essen und schlafen ein wenig. Ein alter, norwegischer Segler meint, dass er noch nie so einen schlechten Sommer erlebt hatte.
Nach zwei Stunden legen wir wieder ab. Der Regen hat inzwischen aufgehört. Bei nun guten Bedingungen fahren wir bei Bud in das Schären- und Seezeichengewirr der Hustadvika ein. Weiter nördlich, vor der Atlantikstrasse, steht unangenehme Dünung. Spätabends liegen wir in Smenesundet und grillen am Steg. Heute ist Mittsommer, aber wir erleben hier 8,9° C.

Blick auf ins Grau bei Regenwetter

Das NAVTEX bringt Sturmwarnungen für die Seegebiete vor der Küste. Wir umrunden auf der Fahrt nach Kristiansund die Insel Averøya. Hier in den Fjorden ist es ruhig wie auf einem österreichischen Binnensee, vom kräftigen Sturm vor der Küste merken wir nichts.
Wir fahren erst nach dem Regen am frühen Nachmittag in Kristiansund ab. Bei der engen Durchfahrt durch die Schärenabkürzung nach Ringholmen erreicht unser Schiff einen Loggestand von 10.000 Seemeilen. Ansonsten ereignislose Motorfahrt unter dunklen Wolken über glattes Wasser. Im abgelegenen Eidestranda in der Gjerdavika ist kein Gästesteg mehr vorhanden. Der Besitzer des Kutters lässt uns aber für diese Nacht an seinem Steg liegen.

Die sehr lange Trondheimsleia bewältigen wir sportlich durch Aufkreuzen. Es werden viele Wenden heute, ein wirklich sehr guter Segeltag bei allerbestem Schönwetter. Das sind wir so nicht mehr gewohnt!

Seekarte mit Track

Heute ist in der Höhe eine Südströmung erkennbar, unten herrscht ungewöhnliche Hitze und Windstille. Im Trondheimsfjord bricht der „Föhn“ dann plötzlich durch. Die Fock wird nur gerefft gesetzt. In kurzer Zeit baut sich eine gegen den Strom laufende Welle auf. Bei dem böigen Wind ist CARA MIA schnell unterwegs und Christian hat am Ruder viel zu tun. Sein Urlaub war schnell vorbei, noch in der Nacht reist er ab.

Trondheim ist eine sehr schöne Stadt, besonders bei dem aktuellen, warmen Schönwetter. Die Skulpturen an der Fassade des Niardosdoms sind eine Wucht und die Altstadt bei der alten Ziehbrücke ist ebenso sehenswert. Sogar die Königliche Yacht NORGE liegt derzeit hier vor Anker. Eine Föhnstimmung am Himmel ergibt einen wundervollen Sonnenuntergang und wir sitzen um Mitternacht immer noch im Cockpit.

Trondheim – Rørvik

Die Prognose lautete auf wenig Wind, – bei dieser Wetteroptik mit Lenticularis Wolken konnte das aber gar nicht sein! Am Knick des Trondheimfjords kreuzen wir schon mit gerefften Segeln. Die Windrichtung dreht mit dem Fjord. Der Wind wird hier auch durch niedrige Berge stark abgelenkt. Es ist wieder frisch. Als wir in Brekstad ankommen beginnt es zu regnen und ein Hafentag folgt.
Ab hier geht es ins Frohavet, schönes Segeln, wieder Aufkreuzen. Der kleine Hafen Stocksund überrascht mit seinem schönen Ambiente, – ein toller Tag.

Der kleine Hafen Stocksund

Durch das Schönwetter sind die Winde nun schwach und zusätzlich von Inseln abgedeckt. Das Hinausfahren aus dem Schärengürtel ist nicht überall möglich, es gibt nur einige bezeichnete Ausfahrten. Wir bezweifeln auch, dass weiter draußen mehr Wind wäre. Wir machen uns daher einen gemütlichen Nachmittag im netten Fischerhafen von Vingsand und baden. Den abendlichen Spaziergang und die Aussicht vom nahen Åkvikfjellet finden wir sehr schön.

Heute können wir gleich nach dem Auslaufen Segel setzen und den Diesel abstellen. Guter Wind bringt uns nach außerhalb der Schären. Wir kommen in dem zum Atlantik hin völlig offenen Seegebiet Folda gut voran und ergattern im Hafen von Rørvik den letzten guten Platz längsseits. Wir sehen uns den Ort und die moderne Kirche an. Das Museum Norveg ist ein moderner Bau. Die Ausstellung selbst enttäuscht, aber die Führung durch kostümierte Schauspieler ist humorvoll und informativ zugleich. Die Besichtigung geht in alte Bootshäuser, eine Wäscherei und das Dienstbotenhaus bis zum Geschäft des Herrn Berg, immer aufgelockert durch kurze Sketches.

Rørvik – Sandnessjøen

Blauer Himmel mit sehr scharf gezeichneten Lenticularis, das ist ein sicheres Zeichen für Wind! Entsprechend böig und föhnig ist es auch. Im Kanal ist gutes Segeln möglich, die Windrichtung passt. Später Regen und schlechte Sicht, richtig norwegisch halt!

Weil morgen auch noch gutes segelbares Wetter sein wird, wandern wir gleich heute noch zum Torghatten. Starker Regen, aber schöner Anstieg zu dieser Sehenswürdigkeit durch dschungelartige, üppige Vegetation.
Die berühmte, sagenumwobene Höhle hat ungeahnte Ausmaße. Der Ausblick von dort ist sehr gut.

Cara Mia segelt nach Norden, Copyright Dr. Michael Baltes
CARA MIA östlich von Vega, Photo courtesy of Dr. Michael Baltes

Alle drei im Naturhafen Møyhamna liegenden Yachten fahren fast zeitgleich los, laufen unter Maschine durch den engen Brønnøysund und kreuzen dann gegen den N-NE Wind auf. Die 50 ft große PERFECT DAY verschwindet bald am Horizont. Achteraus ist über der Küste Regen zu sehen, wir bleiben aber vorerst trocken. Es läuft gut und schnell auf der Kreuz. Doch die Windrichtung unten am Wasser differiert krass mit jener der Höhenströmung. Dadurch ist es möglich, dass uns gewittrige, schwere Schauer aus Lee kommend einhüllen. Da staunt man erstmal. Wir fahren mit Cockpitverdeck unter Motor bis Sandnesjøen. Abends starker Regen und sehr schlechte Prognose für die ganze restliche Woche.

Per Bus besuchen wir das Petter Dass Museum in Alstahaug. Tolle, moderne Architektur. Der Platz für den Bau wurde aus dem Felsen gesägt, die Schnittflächen des Gesteins geschliffen und das Gebäude regelrecht eingepasst. Die auskragende Halle ist mit Zinkblech verkleidet. Das ganze Ensemble besteht neben dem Museum aus einer Kirche romanischen Ursprungs, dem Friedhof und dem Priesterwohnhaus mit Nebengebäuden.

Sandnessjøen – Bodø

Schon bald nach dem Auslaufen entdecke ich ein schönes, großes Segelschulschiff. Wie vermutet, ist es die berühmte CHRISTIAN RADICH. Wir segeln den ganzen Tag in ihrem Kielwasser, sehen sie aber wegen des Nebels oft nicht. Sie läuft langsam unter Maschine, nur etwa 5,5 kn.
In den Fjorden und Kanälen ist nach unserer Erfahrung bei ausreichend Wind sehr oft nur eine Fock die Idealbesegelung. Man ist damit sehr flexibel und kann auf die sich plötzlich ändernden Bedingungen schnell ragieren.
Kurz nach 16:00 Uhr Lokalzeit segelt CARA MIA über den Polarkreis. Das Wetter ist schlechtsichtig, wir segeln teils mit Lichterführung und RADAR. Von der Landschaft sehen wir nur wenig oder nichts. Es könnte wirklich besser sein! Der Steg auf Hestmannsoy ist leer. Abends spendieren wir Neptun, Rasmus und Konsorten einen Whiskey und trinken selbst auch einen auf die Übersegelung des Polarkreises.

Wegen der schlechten Wetterprognosen möchten wir nicht auf der Insel des Pferdemanns bleiben, – lieber den Wind nützen und Richtung Bodø fahren. Nach dem Polarkreis-Denkmal lockert es kurz auf und wir können sehen, wie schön die Küste von Helgeland wäre! Dann wieder Regen. Der Bereich im Rødøyfjorden ist dem Wind ziemlich ausgesetzt. Hier erreichen die Böen 19 m/s und mit etwas gereffter Fock läuft unsere schwedische Schönheit fast 10 kn über Grund. Wir bleiben in Ørnes und unternehmen einen Spaziergang durch den faden Ort. Die Umgebung dürfte aber ein sehr schönes Gebiet zum Wandern sein und der Svartisengletscher ist nicht weit entfernt.

Dieser Tag verspricht sonnig zu werden – Wind ist aber dann leider keiner, so ist das hier. Im Fjord zwischen Stott und Fugløya steht eine unangenehme Welle vom Vortag. Erst im Saltfjorden kommt etwas Wind auf. Einen Liegeplatz bekommen wir in Bodø nur am Außensteg.

Spät am Abend fahren wir mit dem Dinghy ans Nordende des Hafens und wandern auf das Fjellet zur Bestevarvarden. Heute scheint die Mitternachtssonne für uns! Wir begeistern uns an der grandiosen Aussicht auf Bodø, die Insel Landegode und auf die Lofoten in der Ferne.

Mitternacht bei Bodø
Blick auf Landegode

Natürlich besichtigen wir auch die Stadt und das Luftfahrtmuseum. Hier in Bodø befindet sich eine wichtige Luftwaffenbasis der NATO. Bodø ist aber auch jene Stadt Norwegens, welche im Krieg am meisten zerstört wurde. Alte Bauten finden sich heute keine mehr. Architektonisch interessant ist besonders die Domkirche aus der Nachkriegszeit. Ihr besonderer Turm erinnert an die traditionellen Stabkirchen. Von der Dachterasse der Bar des Hotel Scandic hat man einen phänomenalen Ausblick auf Bodø und die Landschaft ringsum.

Die meisten der besuchenden Fahrtenyachten sind alles andere als alltägliche Schiffe. Wir können hier eine eindrucksvolle Auswahl an großen Aluyachten, meist französischer oder holländischer Provenienz bestaunen. Vom Entwurf bis zur umfangreichen Ausrüstung sind diese Boote für Fahrten in die hohen Breiten bestens geeignet.