Von Holland in die Normandie
Breskens – Dunkerque
Es ist eine relativ eintönige Fahrt von Breskens, Holland nach Dunkerque in Frankreich. Am Strand von Flandern in Belgien sieht man nur Hochhäuser. Wir segeln am Wind. Bei dieser Welle ist das anstrengend, aber der Tidenstrom hilft uns.
Dunkerque – Bologne sur Mer
In Dunkerque übernachten wir, sehen uns die Stadt aber nicht an. Wir wollen weiter und fahren auch an Calais vorbei. Die Sicht reicht aus, um die Klippen von Dover auf der anderen Seite des Ärmelkanals zu sehen. Hier ist starker Fährverkehr und Vorsicht ist geboten.
Schon die Einfahrt in Boulogne sur Mer ist ganz anders, als alles, was wir bisher sahen. Man merkt intensiv, nun in einem anderen Land zu sein. Abends sehen wir uns den überraschend schönen, alten Stadtkern auf der Anhöhe an. Direkt neben der Marina ist ein Vergnügungspark. Dessen Lichter tauchen abends die Stadt in Farbe.
Boulogne sur Mer – Dieppe
Kaum sind wir aus dem Hafen gefahren, können wir Segel setzen. Es ist besser als erwartet, erst später dreht der Wind auf eine ungünstigere, südlichere Richtung und wird schwächer. Wir nehmen die Maschine dazu und schließlich die Segel weg. Dieppe hat einen großen, tiefen Stadthafen.
Nach dem Besuch des Bäckers und des Hafenbüros genießen wir ein ausgiebiges Frühstück.
Ein Stadtbummel in dieser schönen Stadt ist großartig. Wir bewundern die äußerst filigrane Steinmetzkunst der sehr interessanten, aber stark im Verfall begriffenen, gotischen Kathedrale Saint Jacques. Rund um die Kirche ist heute ein wunderbarer Markt. Wir kaufen uns frische Shrimps und rösten diese mit Knoblauch. Wir plaudern im Cockpit mit Monique und Peter von der holländischen Yacht DE LIEFDE. Von ihrer eindrucksvollen Fahrt in den Gambia Fluss in Senegal hatte ich schon vor Jahren in ZILT gelesen.
Dieppe – Le Havre
Christian reist heute an. Aber wir wären lieber nicht gefahren, denn es herrschen keine guten Bedingungen. Nach dem Tanken klare ich das Deck auf. Als ich mich nach den Leinen bücke, erleide ich einen schmerzhaften Hexenschuss. Es folgt eine unangenehme, lange Motorfahrt gegen die Wellen und 5 Bft Wind. Ab dem Cap Antifer wird es besser und wir erreichen zeitgleich mit Christian Le Havre.
Wie viele größere Städte an Europas Küsten wurde auch Le Havre im Krieg stark zerstört. Die Planung der neuen Stadt wurde dem Architekten Auguste Perret und seinem Team aufgetragen. Diese Viertel mit einem einheitlichen Erscheinungsbild sehen wir bei unserem Stadtbummel nahe des Hafens an.
Die Kirche St. Josef ist ein Hauptwerk dieses Architekten. Sie erinnert an einen Leuchtturm. Von außen ahnt man noch nichts von der eindrucksvollen Wirkung, die von diesem Entwurf mit dem mittig angeordneten, achteckigen, sehr hohen Turm mit vielen Glassteinen ausgeht. In der Stadt befindet sich das Kulturzentrum Le Volcan von Oscar Niemeyer.
Le Havre – Oistreham
Für die kurze Fahrt nach Oistreham hatten wir gute Bedingungen. Der Hafen hinter der Schleuse ist sehr gepflegt und angenehm.
Hierher fuhren wir, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln über Caen nach Bayeux zu fahren und den berühmten Teppich von Bayeux und die Kathedrale Notre-Dame de Bayeux zu besichtigen.
Nachmittags bummeln wir durch die Stadt und besuchen das Musee Memorial 1944 de Bataille de Normandie. Auf der Rückfahrt mit dem Bus entlang der Küste sehen wir Reste der Hafenanlagen der Invasionsarmeen. Hier in der Normandie basiert der Tourismus zu einem großen Teil auf der Operation Overlord, die hier ab 6. Juni 1944 den Verlauf der Geschichte entscheidend beeinflusste.
Ouistreham – Cherbourg
Das war ein Törn der vieles bot, bis hin zu recht schweren Bedingungen am Cap vor Barfleur. Bis zu 7 Bft Wind und mitlaufender Gezeitenstrom verhelfen CARA MIA zu satten 11,4 Knoten Spitzengeschwindigkeit über Grund. 10 Knoten konnten leicht auf Dauer gehalten werden. Beim Ansteuern von Port Charteryene nur unter Fock laufen wir immer noch locker sieben Knoten. Definitiv eindrucksvoll!
Cherbourg, Frankreich – Alderney, Großbritannien
Abends halten wir wie immer eine Navigationsbesprechung ab. Helga rechnet aus, was im Buch steht. Unser Abfahrtszeitpunkt ist 11:30 Uhr, dadurch kommen wir bei Stillwasser am Cap de la Hague an und finden moderate Bedingungen vor, Wind SW mit 6 Bft. Dort steht auf der hügeligen Landschaft eine weithin sichtbare, nukleare Wiederaufbereitungsanlage. Am Cap de la Hague selbst ist turbulentes Wasser, aber wenig Strömung.
Die Einfahrt in die Hafenbucht Braye auf Alderney ist dann doch sehr eigenartig. Damit der Kurs über Grund stimmt, muss ich mit dem Bug auf die Felsen halten. Dabei driftet die Yacht aber zügig gegen (sic!) den Wind ab. Erst nahe der gigantischen Hafenmauer wird es besser. Lange Wogen rollen nun unser Schiff. Im Hafen gibt für besuchende Yachten nur Bojen oder die Möglichkeit zu ankern. Wir gehen per Dinghy an Land, klarieren ein und gehen auf ein Bier.
Alderney
Heute unternehmen wir einen langen Inselrundgang. Dieser führt uns zuerst zum Fort Doyle. Noch nie sahen wir eine so derart von militärischen Bauten dominierte Insel. In der Viktorianischen Zeit um 1850 wurden hier 18 Forts und Batterien gebaut, dies als Reaktion auf die französischen Befestigungen von Cherbourg.
Vom Fort Tourgis aus können wir die nördliche Durchfahrt „The Swinge“ sehr schön sehen. Die Strömungen sind gewaltig! Unser Weg führt uns weiter zu einer Wassermühle, in den Ort St. Anne, auf der Longis Road weiter zum Fort Albert. Von dort streben wir entlang des Strands dem Pub zu, dort warten Erfrischungen und gute Livemusik auf uns. Heute ist es ruhiger im Hafen, es herrscht sehr schönes, warmes Hochdruckwetter.
Alderney – St. Peter Port, Guernsey
Wir stehen sehr früh auf und fahren mit den ersten Tageslicht los. Helga steuert das Schiff präzis durch „The Swinge“. An deren Ausgang finden wir starke Wellen vor, obwohl wenig Wind weht. Dann müssen wir Motorsegeln, um das Hochwasser in St. Peter Port nicht zu verpassen.
Der Kanal zwischen den Inseln Guernsey und Herm heißt „Little Russel“ und ist die nördliche Einfahrt nach St. Peter Port. Hier treffen wir auf extrem starken Gegenstrom. Es ist wie in einem schnell fließenden Fluss, wir fallen auch bei viel Motorleistung teils unter 1 kn Geschwindigkeit über Grund. Wir beobachten Revierkenner, welche näher am Ufer fahren. Dort scheint weniger Strom zu sein, aber ein kurzer Blick auf die Seekarte schreckt uns davon ab. Das Vorwärtskommen ist extrem mühsam. Doch das Timing passt und kurz nach Hochwasser gehen wir bei 3,8 m Wasserstand über das Sill in die Victoria Marina in St. Peter Port. Ebenfalls sehr eindrucksvoll.
Der Gezeitenhub während unseres Aufenthalts ist 6,2 m. Uns erstaunt, wie unglaublich schnell das Wasser hier weg fließt und wieder zurück kommt. Bei Ebbe bleibt für die Yachten ca. 2,1 m Wassertiefe im Hafen.
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