Vorbereitung und Einwassern in Chaguaramas

Nach einer sehr kurzen Nacht in Wien fahren wir schon um 03:30 Uhr zum Flughafen. In London müssen wir unser Gepäck abholen und wieder aufgeben. Wir haben deutlich zu schwere Taschen, das ist mühsam und kostspielig. Der Flug nach Port of Spain dauert ganze 9 Stunden 30 Minuten. Diese Strecke sollen wir in einem kleinen, langsamen Segelboot wieder zufückfahren? Im Moment erscheint das fast unvorstellbar.

In Trinidad steht man bei Immigration und Customs Schlange, aber die Werft hat alle notwendigen Papiere für uns vorbereitet. Das Gepäck wird nochmal geröntgt, bevor man damit aus dem Gebäude darf. Der Beamte interessiert sich nur kurz für die Ersatzteile, die ich mitführe. Es ist auch am Abend noch heiß, der Klimawechsel ist dramatisch. Ein Shuttle Bus der Werft holt uns ab.

Die Werft hatte die alten Antifoulingschichten abgeschliffen, zweimal Epoxi Primer und zweimal Antifouling aufgebracht. Wir finden CARA MIA daher in sehr gutem Zustand vor. Dank Entfeuchter war es innen trocken, ohne Schimmel, keine Parasiten.
Die Energieversorgung hat nun hohe Priorität und das Ladegerät für die Batterien wird sofort in Betrieb genommen. In der Werft hat zwischenzeitlich ein Restaurant mit einer luftig-kühlen, überdachten Terrasse eröffnet. Hier erfrischen wir uns mit Bier und Fish und Chips. Den Moskitos ist unsere nächtliche Ankunft nicht verborgen geblieben. Wegen der vielen Stiche haben wir nur schlecht geschlafen.

Peakes Restaurant

Nach einem guten Frühstück im neuen Restaurant Patches schneide ich die Verdeckplanen weg. Die waren zwar neu, aber das Wetter hatte ihnen stark zugesetzt.
Die Frischwassertanks werden geöffnet, und sie benötigen unsere Aufmerksamkeit. Während der obere Tank sauber war, befanden sich im Haupttank rotbraune Mineralien als Bodensatz. Ich vermute, dass diese von der Füllung in Mindelo stammen. Auspumpen, auswischen, waschen der unzugänglichen Stellen, auspumpen, auswischen. Noch zweimal wiederholen. Nun wird der Tank über Filter befüllt, um Verschmutzungen zu vermeiden. Abschließend tausche ich noch die Kohlefilterpatrone an der Wasserpumpe im Maschinenraum. Aber es gibt noch viel mehr zu tun: Deck waschen, die Flügel des Windgenerators montieren, Solarpaneele anschließen, Lüfter reinigen, das Getriebe des Bugstrahlruders und die neuen Propeller mit Antifouling beschichten.

  • Reinigen der Wassertanks
  • Neue Props für das Bugstrahlruder
  • Bugstrahlruder

Dwayne hatte das Boot in unserer Abwesenheit betreut, nun poliert er den Rumpf. Bei Yvanna im Büro kann ich das Paket mit dem Starlink abholen. Die Propeller für das Bugstrahlruder, neue Anoden und das Gitter können montiert werden. Nachmittags besorgen wir eine Beschichtung für den Propeller.

Die schweren Segel und andere Dinge aus dem Lagerraum zum Schiff zu tragen ist bei der hier herrschenden Hitze sehr anstrengend. Helga wäscht die Fender und pflegt alles mögliche. Abends treffen wir im Restaurant die Seebärlis Gerlinde und Josef aus der Steiermark. Wir begegneten uns schon letztes Jahr hier in Chaguaramas, nett wenn man sich wiedersieht!

Der Entfeuchter kann wegen der Größe nur in der Backskiste verstaut werden. Das ist schweißtreibend und dauert eine Stunde. Die schweren Segel und Leinen müssen über die wackelige Leiter an Deck gebracht werden. Helga arbeitet im Salon und den Kajüten und bezieht die Fender.
Heute gehen wir zum Lunch. Mittags ist es viel zu heiß, um zu arbeiten. Nachmittags nehme ich mir den Propeller vor. Schleifen, vorbereiten, Primer streichen. Helga bringt den Klarlack auf. Das sieht nun gut aus. Abschließend montiere ich die Windsteueranlage.

Prop behandelt

In der Kühle des Morgens ziehe ich ein neues Spifall ein und bringe Anoden und Gummis am Propeller an. Nun steht noch der Impellerwechsel der Kühlwasserpumpe an, der ist schnell erledigt. Nachher wollen wir die Maschine starten, aber der Diesel springt nicht an. Die Starterbatterie hat nur 11,4 V. Nach deren Ausbau sehen wir, dass sie seitlich aufgebläht ist. Das ist definitiv ein schlechtes Zeichen und wir bestellen gleich Ersatz.

  • Impeller Ausbau des Flügelrads
  • Impeller Servicesatz
  • Neues Flügelrad eingebaut
  • Gehäuse verschlossen

Die Busfahrt nach Port of Spain ist ein Erlebnis für sich. Die Stadt ist laut und wild, wir verziehen uns bald wieder. Abends kochen wir erstmals an Bord.

Heute ziehen wir die Kabel für den Starlink ein. Nur eine weitere Bohrung für die Durchführung in die hintere Backskiste ist nötig. Die Antennenmontage ist einfach, den Mast und die Halterungen hatte ich zuhause gebaut und mitgebracht. Das Setup ist mit Androidgeräten sehr leicht. Für das Notebook braucht es aber etwas mehr Aufwand, aber dann funktioniert es prächtig! Überraschenderweise zieht das System im Schnitt nur 38 W Strom.
Die neue Starterbatterie ist auch schon eingetroffen. Diese wird umgehend zum Schiff transportiert, eingebaut und angeschlossen. Nun springt der Diesel sofort an.

Neue Starterbatterie

Leider stelle ich fest, dass auch die Batterie des Bugstrahluders völlig leer ist. Eigentlich verwunderlich. Der freundliche Skipper vom Nachbarboot leiht uns sein Ladegerät. Schon beim Laden leuchtet eine rote Einschaltkontroll-LED beim Batterieschalter auf. Merke: Auch eine kleine LED kann eine große Batterie leeren! Das Abschalten dieser Batterie hatte ich beim Verlassen des Schiffs übersehen.

Heute soll das Boot ins Wasser. Rod von der VELA DARE und Helga winschen mich in den Mast für den Check des Riggs. Alles sieht gut aus. Erstaunlich, wie flexibel sich der starke Mast weiter oben anfühlt.

Riggcheck

Schnell noch Wasser tanken, das Cockpit waschen und das Schiff für die Einwasserung vorbereiten. Dann kommen auch schon die Arbeiter und nehmen die Tie-Down Gurte weg. Ich hole noch das nötige Formular aus dem Büro, da fährt mir CARA MIA auch schon entgegen. Als das Boot in den Schlingen hängt werden noch die Stellen unter dem Kiel mit Antifouling beschichtet, auf denen es gestanden ist. Dann kommt sie auch schon ins Wasser und wir fahren eine kleine Runde, um den Motor aufzuwärmen.

Wir legen uns an eine Boje. Bald habe ich auch das WC in Betrieb genommen. Nun sollte endlich alles funktionieren, aber von den Klemmschrauben des Außenborders bricht ein Griff gleich ab. Die Schrauben sind festkorrodiert, also einsprühen und abwarten. Am nächsten Morgen kann ich zwar die Schrauben lösen, aber auch der Ganghebel sitzt fest. Durch geduldige Behandlung bekomme ich auch das wieder hin, ohne den Kunststoffhebel abzubrechen. Dann repariere ich die Klemmhebel.
Den Nachmittag verbringe ich unter Deck, weil ich die Sonne mittlerweile nicht mehr vertrage. Gegen Abend schlagen wir die Segel an.

Am Montag ist endlich Ausklarieren bei Immigration, Port Authority und Customs angesagt. Das Float Plan Formular kann nun bequem vom Boot aus per Starlink per E-Mail an die Küstenwache gesandt werden.


Passage nach Clifton, Union Island

Als wir Mittags von der Boje ablegen haben wir beide sofort den Eindruck, dass das Schiff nun richtig gut durch das Wasser geht. Die Erneuerung des Unterwasserschiffs war wichtig und erhöht nebenbei auch die Geschwindigkeit.

Abendstimmung in der Karibischen See

Nördlich von Trinidad dreht der Wind langsam auf Ost, Passat vom Feinsten. CARA MIA segelt schnell. Wir fahren Wachen zu zwei Stunden. Ab 22:00 Uhr bleibe ich bis 02:30 Uhr am Ruder. Mittlerweile ist der Mond aufgegangen und diese Nacht ist wunderbar zum Segeln. Bereits kurz von 05:00 Uhr liegen wir an einer Boje vor St. Georges, Grenada und schlafen für einige Stunden gut und tief.

Nach dem Frühstück geht es auf der Westseite Grenadas weiter. Im Lee einer Insel ist der Wind immer unberechenbar. An deren nördlichem Ende kommen wir gar zum Stillstand, obwohl eine halbe Meile weiter andere Boote mit viel Neigung dahinbrausen. Drei Minuten Maschinenlaufzeit bringen uns auch in die ungestörte Windströmung. Schnell geht es an einigen Inseln vorbei und eine Stunde vor Sonnuntergang laufen wir in Clifton ein. Nach dem Essen schwimmen wir eine Runde im warmen Wasser um das gepflegte und sehr gut aussehende Boot. 133 Seemeilen waren ein langer, erster Törn. Alle Systeme funktionieren wieder und von Seekrankheit blieben wir auch verschont.


Clifton

Schon der erste Eindruck zeigt die enormen Verwüstungen durch den Hurricane Beryl. In nur zweieinhalb Stunden wurde der Ort stark zerstört. Es ist immer noch ein sehr trauriger Anblick, obwohl die Aufräumarbeiten schon weit fortgeschritten sind. Nur die Stahlbetonstrukturen hielten dem Winddruck stand. Die Dächer fehlen fast überall, oder sind schon erneuert. Auch größere Holzgebäude sind nicht mehr da, der Ort ist nicht wiederzuerkennen. Überall wird intensiv an Renovierungen und am Wiederaufbau gearbeitet. Die wenigen Gemüsestände sind sehr improvisiert, am Strand steht eine Zeltstadt.

Das Einklarieren findet in einem behelfsmäßigen Büro statt, es gibt keinen funktionierenden Bankomaten. Die Bank ist in einem Container untergebracht, in dem drei kleine Schreibtische stehen. Hier kann mit Karte, Pass und einigen Schreibereien umständlich Geld abgehoben werden. Einkäufe sind kaum möglich, Helga bäckt erstmals wieder Brot.