Roseau – Saint-Pierre
Ist man erstmal mit dem Boot in der Karibik, ist Segeln kein Thema mehr. Die Yacht dient nun vorrangig zu Wohnzwecken an wechselnden Liegeplätzen. Daher geraten diese Berichte zu Beschreibungen des oft banalen touristischen Alltags, seglerische Abenteuer erlebten wir hier keine.
CARA MIAs Batterien sind weit entladen. Lange an der Boje hängen, ohne kräftigen Wind und mit nur zwei Solarpaneelen fordert seinen Tribut. Wir werfen die Maschine an und laufen aus. Tiefe Wolken hängen über den Bergen, dort regnet es und im Lee von Dominica ist kein brauchbarer Wind. Wie Helga vorhersagte, wird es ab Scotts Head immer besser, ESE mit 6 Bft. So wird es letztlich eine einfache und schnelle Passage auf Halbwind Kurs mit dem üblichen Kapeffekt bei Annäherung ans Land. Das Bojenfeld vor Saint-Pierre ist zwischen dem markierten Bereich mit den acht Schiffswracks der Vulkankatastrophe und dem Strand angelegt. Einklarieren können wir erst morgen. Die Batterien haben sich etwas erholt, in der Nacht verwenden wir eine LED Leuchte statt des Ankerlichts.
Saint-Pierre
Nach dem Einklarieren besuchen wir nachmittags das Musèe Frank A. Perret oder Mèmorial de Catastrophe de 1902. Das Museum wurde 1930 gebaut, später modernisiert und 2019 in den jetzigen Zustand gebracht. Anhand zahlreicher Artefakte und Fotografien wird versucht, ein Bild der Stadt vor und nach dem verheerenden Ausbruch des Mont Pelé zu zeichnen. Die ganze, tragische Geschichte ist am besten hier nachzulesen.
Es ist sehr heiß. Wir schlendern durch den Ort sowie auf den Morne d`Orange und genießen den Blick auf die neu erbaute Stadt. Einige Ruinen der Katastrophe, wie ehemalige Lagerhäuser des Hafens, hat man zum Gedenken belassen.
Wanderung Fond St. Denise – Le Morne-Vert
Ein Leihauto bekommen wir heute nicht, können aber eines reservieren. Helga wählt eine Wanderung aus, die für uns passen könnte. Wir fahren mit dem Bus nach Fond St. Denise. Von dort gehen wir auf der Straße, bis der Wanderweg abzweigt. Er führt steil hinunter in ein Tobel und drüben wieder hinauf. Der Weg durch den Regenwald scheint alt zu sein und wirkt gepflegt. Sehr abwechslungsreich führt er durch die dichten Wälder und entlang abgelegener Wiesen. Er steigt kontinuierlich an. Obwohl der Pfad wenig Aussicht bietet, ist die Wanderung wirklich schön. Abschließend steigen wir wieder ab und gelangen über zwei Bachläufe zu einem Parkplatz. Von hier ist es noch weit nach Le Morne-Vert, wo wir einkehren können. Mit dem Bus gehts wieder retour.













Ausfahrt mit dem Mietwagen
Heute übernehmen das Mietauto und fahren entlang der Westküste nach Norden. Ab dem schönen Strand wird es aber hinsichtlich der Wildnis und der gewagten Anlage der Strasse immer abenteuerlicher. Hier, am Ende der Sackgasse, gibt es eine Rumbrennerei und einen Strand. Wir kehren um, fahren nach Morne Rouge und suchen vergeblich nach dem Vulkanmuseum. Wir versuchen auch, die spektakuläre Gorge du Falaise in Bouillon zu sehen, aber die Schlucht ist geschlossen. Dort wandern wir ein Stück in einem Hohlweg mit eindrucksvoller Bambusvegatation und hübschen Eidechsen.









Bananenmuseum
Anschließend steuern wir noch das Bananenmuseum an. Das ist nicht sonderlich umfangreich, aber das ganze Gelände ist außerordentlich gut gepflegt und die Pflanzungen sind sehr schön. Von 300 existierenden Arten von Bananenpflanzen sind hier 64 zu sehen. Dann fahren wir etwas umständlich Richtung Fond St. Denise. Bei Sauf Gendarme parken einige Autos. Wir bleiben auch stehen und finden einen schönen, kleinen Wasserfall vor, zum Baden eingerichtet.
Helga wird von unbekannten Insekten an vielen Stellen am Oberkörper gestochen und hat nun rote, juckende Pusteln. Die Vogelspinne Caribena versicolor hingegen gibt sich friedlich und lässt sich geduldig fotografieren.














Rum-Museum St. James
Heute geht es zuerst zum Rum-Museum St. James bei Saint-Marie. Das Musem ist, wie es sich gehört, voll von alten Gegenständen und Maschinen und befindet sich im ehemaligen, feinen Herrschaftshaus und einer Fabrikhalle. Es gibt hier natürlich auch einen Verkaufsraum mit Verkostungsmöglichkeit. Die aktuelle Produktionsanlage können wir heute leider nicht besichtigen, auch der alte Zug durch die Plantage fährt nicht.








Château Dubuc
Nach einem Snack fahren wir auf die, an der Ostküste weit hinausragende Halbinsel Caravelle. Wir sehen uns das Château Dubuc an. Dies ist eine eindrucksvolle, sehr große, historische Produktionsanlage mit Herrschaftssitz. Zucker, Rum und Kaffee wurden hier hergestellt. Es existierte auch eine Verlademöglichkeit auf die Beiboote der Schoner, welche in der Bucht ankerten, um Ladung aufzunehmen. Das Château Dubuc wurde 1721 erbaut und mehrmals von Erdbeben und Hurricanes beschädigt. 1794 plünderten es die Engländer aus, ab den frühen 19. Jhdt. wurde es nicht mehr benutzt. Die Ruinen mussten vom wuchernden Dschungel befreit und die Mauernreste gesichert und teilweise restauriert werden. Eine kleine Rundwanderung führt uns noch durch den nahen Mangrovenwald. Obwohl das Meer sehr nahe ist, ist es hier schon im März extrem heiß und trocken.










Bei Gros Morne schauen wir noch bei der Habitation HSE vorbei und fahren auf Nebenstrassen über die Berge nach Saint-Pierre. Der dichte Wald schließt sein Blätterdach oft oberhalb der Strasse, landschaftlich schöne Strecke ist der Karte zu entnehmen.
Anderentags fahren wir nach Le Marin und suchen die Capitanerie auf. Wir erwarten ein Paket, aber unser Name war nicht auf der Liste. Wir hinterlassen noch Bargeld für allfällige Gebühren. Hier, in der größten Marina der Insel, essen wir bei Mango Bay recht gut.
Außer einer schönen Aussicht und einer Boje wird in Saint-Pierre für die besuchenden Yachten kein Service geboten. Nicht einmal Frischwasser. Die kommenden Tage werden wir wieder ankern, daher muss ich 350 Liter in zwei 25 Liter Kanistern von einem öffentlichen Wasserhahn am Gemüsemarkt holen. Bei der letzten Füllung werde ich von einem aufgebrachten Einheimischen beschimpft und verjagt.
Dann fahren wir noch einkaufen, und holen auch Trinkwasser in Flaschen. Neun Fahrten mit dem Dinghy werden es an diesem Tag. Der hohe Betonsteg ist für große Schiffe konzipiert und mit alten Reifen als Scheuerschutz versehen. Deren Ruß verunstaltet die Beiboote der Segler mit schwarzem Abrieb. Hier könnte man auch nachbessern.

Saint Pierre – Fort-de-France
Durch zeitige Abfahrt liegen wir schon am späten Vormittag in Fort-de-France vor Anker. Mit einem Taxi fahre ich zur Spedition GPX, bloß um festzustellen, dass das Paket mit unserem Autopiloten mittlerweile in Le Marin zugestellt wurde. Gut, dass wir dort Geld hinterlegt hatten! Zufällig kommt ein Taxi vorbei mit dem ich wieder zurück fahren kann. Hier Pakete zu erhalten ist ein Thema für sich…










Etang Z´Abricots
Am Morgen regnet es. Ich verstaue das Dinghy und bereite unser Boot vor. Mittags laufen wir aus und setzen die Fock und ein stark gerefftes Groß. Es geht sehr gut zu Segeln. Wir kreuzen kurz in der Bucht auf und laufen bald schon in Etang Z`Abricot ein. Die Marina Etang Z´Abricot ist empfehlenswert und ruhig, allerdings etwas abgelegen, dafür aber mit hilfsbereitem Personal. Hier reinige ich den Ankerkasten und pflege die Sprayhood und das Dach des Cockpitzelts. Helga säubert die Yacht innen und sieht unsere haltbaren Lebensmittel durch, keine Parasiten.


Wir sind nun schon über 300 Tage unterwegs. Ich befürchte, dass mir im Sommer zuhause fad werden könnte. Vorbeugend bestelle ich per E-Mail ein Motorrad. Etwas Neues lernen, das finde ich immer spannend und interessant.
Wieder mieten wir ein Fahrzeug und holen das Paket mit dem Autopilot-Rechner in Le Marin ab. Helga kauft noch eine neue Bugstrahlruderbatterie. Deren Einbau hatte ich schnell erledigt, alles passte exakt!

Helgas beste Freundin Ingrid reist heute an. Wir holen sie am Flughafen ab, welch ein freudiges Wiedersehen! In der Ankunftshalle ist ein rechter Auflauf, Axelle René – die Miss World Martinique- kommt mit derselben Maschine aus Paris zurück und wird bejubelt.


Jardin de Balata
Heute besuchen wir die Balata Gärten, eine sehr gepflegte Parkanlage mit Pflanzen aus aller Welt und einem Baumpfad. Schön anzusehen ist auch das Haus im traditionellen, kreolischen Stil. Ingrid sieht auf einer Fahrt durch die Berge nach Sauf Gendarme und Fond-Saint-Denise erstmals Regenwald.













Rhum Depaz
Wir zeigen Ingrid noch Saint-Pierre, nehmen einen Snack und besuchen die Habitation Depaz. Hier laufen zum Teil noch die alten Dampfmaschinen. Derlei Mechanik ist ja sehr langlebig ausgelegt und wurde stets gut gewartet.






Habitation Clement
Heute ist die Habitation Clement unser Hauptprogramm. Auch hier kann man sich einen schönen Park mit Skulpturen und verschiedensten Arten von Palmen und Bäumen ansehen. Toll fanden wir die alte Fabrik mit guten Fotos von Arbeitern und Maschinisten sowie Beschreibungen ihrer Tätigkeit. Kessel, Dampfmaschinen, Brechanlagen, Fermentierkessel und Destillationstürme, alles ist erhalten. Die moderne Destillerie und Abfüllung sieht man aber leider nicht.
Das Highlight ist aber das vornehme Wohnhaus im typisch kreolischen Baustil, welches sich ebenso wie die Nebengebäude Stall, Küche und die frühere Garage für Kutschen inklusive Einrichtung in originalem Bestzustand präsentiert.










Das Ensemble wurde 2005 um eine moderne Galerie ergänzt, La Fondation Clement. Wir sehen eine Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst aus Benin: „Révélation!“. Schließlich gelangen wir in das ebenfalls moderne Gebäude mit dem Werksverkauf. Sehr gut gemachte Riechproben und Videopräsentationen. Einen Stock tiefer liegt der Verkostungsraum und der Verkauf. Hier, im Ambiente guter Architektur, kann man kaum widerstehen, schon wieder kaufen wir Rum.
Der weibliche Teil der Crew ist auf Stadtbummel. Ich retourniere den Mietwagen und baue in Ruhe den Steuercomputer des Autopiloten ein. Der Test ist erfolgreich. Die Konfiguration wird noch berichtigt, nun scheint endlich alles wieder zu funktionieren.
Etang Z´Abricots – Saint Anne
In der Bucht vor Fort-de-France ist das Segeln sehr schön, vor dem exponierten Cap Salomon laufen die Wellen aus zwei Richtungen zusammen und erzeugen eine konfuse See. Der Wind ist stark wechselnd, es ist kaum segelbar. Wir ankern in der Petite Anse Arlet. Ich tauche den Anker ab, aber nur die Spitze der Schaufel hat gegriffen. Der Grund ist hart, aber auch schön bewachsen und belebt. Verwunderlich, dass hier das Ankern nicht verboten ist.
Der Platz ist für die Nacht viel zu unsicher, daher segeln wir gleich weiter nach Saint Anne. Zwischen dem Diamond Rock und der Küste ist ein Düseneffekt bemerkbar. Wir fahren am schönen Strand Plage de la Grande Anse du Diamant vorbei. Leider erreicht man die bekanntesten Strände grundsätzlich mit einem Auto leichter, direkt davor zu ankern ist zumeist verboten. In St. Anne ankern wir weit draußen und stecken 40 m Kette. Hier ist Sand, Seegras, und guter Halt.



Am Morgen weht starker Wind und wir stecken noch weitere 10 m Kette. Bei BouBou steht der Computer, mit dem wir ausklarieren können. Hier gibt es auch gute Bokits, eine regionale Spezialität. Das für St. Lucia erforderliche Vorklarieren ist ein Ärgernis. Ich brauche drei Stunden dafür, funktioniert hat nur sailclear. Die Anmeldung in der Marina Rodney Bay ist auch fraglich.