Marie Galante

Christoph Kolumbus hatte die Insel auf seiner zweiten Reise 1493 entdeckt und nach einem seiner Schiffe benannt. Marie Galante ist etwa kreisrund und wurde von den Spaniern deswegen Sombrero genannt. Sie liegt etwas abseits und scheint vom Tourismus noch nicht entdeckt worden zu sein.

Karte

In der Marina Bas-du-Fort, Point-à-Pitre nehmen wir Wasser auf und fahren die wenigen Meilen hinüber nach Marie Galante. Es ist viel Welle und abnehmender Wind, dann schüttet es kurz vor Marie Galante auch noch kräftig. Trotz des wetterbestimmenden Hochdruckgebiets im Norden ist es hier labil.
Wir ankern relativ weit weg vom Land im nördlichen Teil der flachen Bucht auf einem Sandfleck. Hier ist das Wasser so klar, dass man gut auf den mit Seegras bewachsenen Meeresgrund sehen kann. Wir hören in der Ferne die typischen, eindringlichen Trommelrhythmen, es ist Rosenmontag.

Blick zurück nach Guadeloupe
Abendlicher Blick hinüber nach Guadeloupe

Schon vor 06:00 Uhr weckt mich laute Musik. Der Karneval ist heute am Höhepunkt, es ist Mardi gras, Faschingsdienstag.
Wir fahren mit dem Dinghy in den Ort Saint-Louis, später zum Baden Richtung Point Cimitere und rund herum zur Plage Moustique, ein schöner und sehr langer Strand.

Heute unternehmen wir eine Inselrundfahrt mit einem Scooter. Zuerst geht es Richtung Grand-Bourg. Kurz davor gibt es die Möglichkeit, die Ruinen der ehemaligen Habitation Roussel-Trianon anzusehen. Diese wurde schon 1669 erstmals erwähnt und war eine von zwölf Zuckerfabriken der Insel, 200 Sklaven verrichteten in diesem Betrieb die Feldarbeit. Die Stallungen sind sehr gut erhalten. Vom Herrenhaus ist nur mehr das erhöhte Terrassenfundament erhalten, der Hurricane von 1928 hat das Holzhaus zerstört. Von der solid in Stein gebauten, großen Zuckerfabrik ist weitaus mehr erhalten geblieben. Eindrucksvoll sind besonders der viereckige Schornstein und der große runde Turm der Windmühle. Auch rostige Stahlteile der alten Anlagen wie der Dampfkessel liegen noch herum.

In Grand-Bourg besuchen wir den Markt. Weiter geht es entlang der Südküste nach Capesterre. Am schönen Strand Plage de la Feulliére machen wir Pause.

Von der Hauptstraße zweigen wir zur Plage des Galets ab. Den Abstecher über die sehr steile Betonpiste hätten wir uns sparen können. Entlang des Strands führt die Straße leider hinter Gebüsch, man hat keinerlei Aussicht. Detto geht es nach dem höher liegenden Teil der Insel, der Grande Barre, wieder hinunter in den flachen, tiefer liegenden Nordteil der Insel. Wir besichtigen den Steilabbruch zum Atlantik am Aussichtspunkt Caye Plate und gehen ein Stück auf dem Sentier de l`Anse du Coc. Das kleine Ilet du Vieux Fort liegt vor der Nordwestküste der Insel.

Weil noch Zeit ist, tuckern wir noch eine große Runde durch das Inselinnere. Die Entfernungen sind gering, die Insel hat nur etwa 15 km Durchmesser. Wir kommen auch bei der Destillerie Père Labat vorbei. Der Großteil karibischen Rums wird aus Melasse hergestellt und ist daher eigentlich ein Nebenprodukt der Zuckererzeugung. Hier wird aber Rhum agricole aus frisch gepresstem Zuckerrohrsaft hergestellt. Dieses Verfahren und der Name kommt von Jean Pierre Labat, einem Dominikanermönch, der 1694 in die Karibik kam. Der Kirchenmann war gleichzeitig Missionar und Sklavenhalter, betrieb eine Destillerie auf Martinique und schrieb Reiseberichte.

Alter Dampfkessel
Ein Dampfkessel als Hinweisschild auf eine Destillerie

Île des Saintes

Von Marie Galante kommend stecken wir den Bug zuerst in die große Baie de Marigot im Norden von Terre-de-Haut. Nur wenige Boote ankern hier, obwohl es gut aussieht und geschützt ist.

Marigot Bay
Die Baie de Marigot von Fort Napoleon aus gesehen

Dann fahren wir durch die Passe de La Balaine und ergattern die vermeintlich letzte Boje vor Terre-de-Haut. Ein andere Yacht läuft auch gerade ein. Aber da ist noch eine Boje, die wirklich allerletzte. Helga meint, eine österreichische Flagge ausmachen zu können. Tatsächlich, es ist die FIREFLY. Wir hatten zu dieser Yacht schon zu Beginn der Atlaniküberquerung Funkkontakt. Nett, wenn man sich dann auch mal trifft! Nach dem Anlegebier fahre ich mit dem Dinghy hinüber. Ich freue mich, ihnen mit einer Streifensicherung für die Ankerwinsch aushelfen zu können.

Firefly in Bourg des Saintes
Die österreichische Yacht FIREFLY in der Bucht vor Terre-de-Haut

Abends gehen wir bei L`Ilet Douceur essen. Belgisches Affligem Bier, Fischterrine, Schweinefleisch und Thunfisch gegrillt. Sehr fein! Danach steuern wir die Strandbar Les Pieds dans l`eau und trinken Ti Punch. Der haut auch ordentlich rein…!

Am frühen Nachmittag spazieren wir durch den Ort und zum Fort Napoleon hinauf. Die Aussicht von hier ist sehr gut, aber das Museum ist geschlossen.
Der Ort hat sehr viel karibisches Flair. Die autofreie Insel ist nur 12 km² groß, hat aber viele Buchten und Strände. Die Fähre bringt täglich Besucher aus Guadeloupe herüber, und recht viele Yachten liegen in den Buchten. Trotzdem hatten wir auf dieser Insel den Eindruck von Ruhe.

Mittags kommt Andi von der FIREFLY vorbei und bringt uns Wein und Manner Schnitten. Wir plaudern im Cockpit. Nachher gehen wir noch auf den 309 m hohen Morne du Chamenau im Süden der Insel. Dort oben steht der Tour de la vigie. Die gute Aussicht lohnt den Anstieg! Von hier sieht man auch gut das kurze, sehr schwierig anzufliegende Flugfeld zwischen den Hügeln.

Wir machen uns noch einen gemütlichen Tag an diesem ausnehmend hübschen Ort, klarieren aus, gehen auf einen Drink und einkaufen. Hier könnte man es auch gut länger aushalten, aber am nächsten Morgen werden wir nach Dominica segeln, – nicht ohne uns vorher noch mit frischem, französischen Brot versorgt zu haben.

Abend in Bourg des Saintes