Porto Santo bleibt im Kielwasser und wir blicken zurück auf die Insel. Bis nach Madeira sind es nur 45 Seemeilen, es ist wenig Wind und wir mühen uns mit dem Gennaker ab. Eine überraschende, starke Bö bringt uns mit den vielen Quadratmetern Segeltuch in echte Probleme. Als sie vorbei ist entdecke ich, dass das Spifall in Höhe des Furlerkopfs angescheuert ist. Wir hatten offensichtlich beim Anschlagen der Fock das Spifall um das Fockfall geschlungen und das lange nicht bemerkt. Schade um die teure Dyneemaleine! Also unter Fock weiter.
Wir kommen recht spät an und die abendlich hell erleuchtete Hauptstadt Funchal ist die perfekte Kulisse für eine wunderbare, langsame Nachtansteuerung.
Stadterkundung Funchal
Zuerst kümmere ich mich um die Füllung der Gasflasche. Dann unternehmen wir einen Stadtbummel, besichtigen die Markthalle, und fahren mit der Seilbahn 580 Höhenmeter hinauf zur Bergstation Monte. Diese Anlage ist übrigens ein österreichisches Produkt von Doppelmayr, Wolfurt. Oben warten beim Grand Hotel Belmonte immer einige der berühmten Korbschlittenfahrer, um Gäste rasant die steilen Straßen hinunter in die Stadt zu fahren.
In der Kirche Nossa Senhora do Monte sehen wir das Grabmal des letzten Kaisers von Österreich, Kaiser Karl I., der in der nahen Villa Quinto do Monte mit seiner Familie im Exil lebte, aber nach nur wenigen Monaten verstarb. Dazu ist auch eine kleine Ausstellung zu sehen.
Wir rasten bei einem Teich und spazieren durch den großen Stadtpark Leite Monteiro und über sehr steile Straßen hinunter in die Stadt. Das Abendessen in einer kleinen Seitengasse genießen wir, gegrillte Fische und einheimischer Weisswein.
Inselbesichtigung und Wanderungen
Levada da Fajã do Rodrigues
Wir mieten für mehrere Tage einen Motorroller und rauschen damit entlang der gewundenen Küstenstrasse nach Ribeira Brava, von dort nach Norden und über den Pass nach Encumeada.
Leider ist die Strecke nach Porto Moinz über die Hochebene gesperrt. Stattdessen fahren wir hinunter nach Rosario und Ginjas. Dann geht es wieder hinauf zur Levada da Fajã do Rodrigues. Levadas sind alte Wasserkanäle, die das Wasser von der feuchteren Nordseite der Insel auf die trockene Südseite bringen. Diese Levada beginnt als breiter, einfacher Weg, wird aber bald spektakulär und bietet schöne Blicke auf das Dorf und Tal von São Vicente. Wir verzichten auf das Ziel Ribeira do Inferno und drehen in dem sehr langen Tunnel um. Der Steig entlang des Wassers ist sehr schmal, die Decke niedrig. Der dichte, wuchernde, exotische Wald gefällt uns doch viel besser, – ein ganz unglaublicher Kontrast zur dürren Landschaft der Nachbarinsel Porto Santo.
Auf der überaus gebirgigen Insel Madeira ist das Fahren mit dem Zweirad eine Herausforderung für sich. Die Straßen sind zwar in gutem Zustand, aber auch sehr kurvenreich und oft extrem steil angelegt. Dafür bieten sich oftmals grandiose Ausblicke.
Levada do Caldeirão Verde
Heute fahren wir nach Camacha, und über die sehr schöne ER 202 nach Poiso. Auf der ER 103 weiter und steil hinunter nach Bacoes. Im Nebel ist es sehr kalt, die Strasse ist feucht. Nach einigem Suchen finden wir endlich zum Parque Florestal das Queimadas. Hier beginnt eine der bekanntesten Levadas, die Levada do Caldeirão Verde, sie verläuft fast auf 1000 m über dem Meeresspiegel. Der Weg ist schön, teils aber sehr nass. Wasser tropft und rinnt von der dicht bewachsenen Felswand. Völlig unvorstellbar, wie dieses beeindruckende Bauwerk im 18. Jhdt. geplant und gebaut werden konnte.
Über weite Strecken geht man auf der Mauer direkt neben dem Abgrund. Der Tiefblick ist oft durch Buschwerk, Bäume oder auch Nebel verdeckt. Die Mauer kragt oft aus und hängt über. Schwindelfrei sollte man schon sein, wenn man hier gehen möchte. Wir durchqueren mehrere Täler in deren Abschluß sind jeweils Bäche oder Wasserfälle. Zu sehen ist von diesen meist nicht viel, weil die Vegetation die Sicht verdeckt. Auch auf dieser Strecke gibt es Tunnels. Insgesamt ist das eine sehr eindrucksvolle Wanderung in unglaublich üppiger Vegetation. Die Heimfahrt bewältigen wir recht zügig und einfach auf der Schnellstraße entlang der Ostküste der Insel.
Vereda do Arreiro
Heute soll Schönwetter sein, das stimmt auch. Wir fahren mit dem Roller bergwärts und kommen bald aus dem Nebel. Ganze 1800 Höhenmeter sind es hinauf zum Parkplatz Pico do Arrerio und es gibt fantastische Ausblicke, schon während dieser Fahrt. Der Weg Vereda do Arreiro führt hinüber zum nur wenig höheren Pico Ruvio, dem höchsten Berg der Insel. Obwohl Montag ist, sind viele Besucher hier. Der Weg wurde etwa 1960 angelegt, ist schön gebaut, teils gepflastert mit guten Stiegen und einem sicheren Stahlgeländer mit zwei Drahtseilen. Schwindelfreiheit ist dennoch erforderlich. Man geht auf Bändern und über ausgesetzte Kanten. Es geht steil hinab und ist sehr abwechslungsreich. Auch Tunnels sind dabei. Teilweise kommt auf den Felsbändern fast Brenta-Feeling auf, der Fels sieht jedoch völlig anders aus. Hier gibt es nur vulkanisches Gestein. Die härteren Anteile bleiben stehen und bilden Pfeiler und Mauern. Andere Anteile bilden glatte Wände, an denen Sukkulenten gedeihen. Überall sieht man diese schönen, grünen Rosetten der Gattung Aeonium.
Man sollte diesen Weg nur in einer Richtung gehen, sonst wird es arg lang. Auf der Hütte sitzen wir noch auf der Terrasse in der Sonne, bevor es mit dem Roller wieder hinunter in den Nebel geht.
Es ist Mitte November, aber der botanische Garten von Funchal ist trotzdem sehr schön anzusehen. Einige fantastische Blüten gab es auch zu entdecken.
Im alten Hafenviertel östlich der Marina genießen wir Sangria und Poncha. Abends sind wir bei Peter und Christina an Bord von LADY BLUE eingeladen.
Madeira – Lanzarote
Funchal – Arrecife, 295 nautische Meilen
Der NE-Passat ist recht kräftig. Die unbewohnten Ilhas Desertas im Südosten des Madeira-Archipels erzeugen ein kräftiges Lee und auch die Düsenwirkung zwischen den Inseln ist klar spürbar. Dann wird der Wind gleichmäßig und stark. ENE Wind bedeutet aber auch Am-Wind Kurs. Am zweiten Tag leidet Helga schon unter anhaltender Seekrankheit, einen Tag später ist es auch bei mir soweit. Die Nächte sind lang und feucht durch Tau. Kein Mond ist zu sehen, jedoch ein prächtiger Sternenhimmel.
Navigatorisch ist diese Passage einfach. Viel Großschifffahrt fordert ständige, hohe Aufmerksamkeit der Wache. Ein mittelgroßer Frachter aus Norwegen weicht uns in der Nacht sogar deutlich aus. Das ist sicher korrekt, aber eigentlich nicht üblich. Meist wenden wir selbst, um den viel schnelleren Großen auszuweichen und einen sicheren Kurs zu fahren.
Bei den Kanarischen Inseln kommen wir am Morgen des dritten Tages an. Der Hafen Arrecife weist uns ab, angeblich ist kein Platz. Wir ankern nahe des Yachtclubs hinter dem Wellenbrecher. Das ist eigentlich verboten und auch nicht zu empfehlen. Aber drei Yachten sind schon da und ab morgen haben wir einen reservierten Platz in der feinen Marina Puerto Calero.
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