So nannten die Ureinwohner, die Arawak, Guadeloupe. Heute ist der Archipel ein französisches Überseegebiet und als solches ein Teil der EU.


Falmouth, Antigua – Deshaies, Guadeloupe

Beim Auslaufen aus der großen Bucht von Falmouth fällt mir sofort die sehr elegante Motoryacht MICHAELA ROSE auf. Genau dieses Schiff haben wir 7.700 km entfernt von hier, voriges Jahr in Bodø, nördlich des Polarkreises schon einmal gesehen.

Michaela Rose

Das Segeln im kräftigen Passat zwischen den Inseln ist sehr gut. Wir laufen zwischen 7 und 8 Knoten, die Wellen kommen genau seitlich ein.
Die schöne Bucht vor Deshaies ist ziemlich voll. Wir legen uns vor Anker, schwojen aber recht nahe an einem Ausflugskat. In der Nacht weht ein harter Wind und stört den Schlaf.


Deshaies

Zeitig in der Früh entdecke ich eine freie Boje. Da ist schon jemand abgefahren, wir verlegen sofort.
Der Ort liegt entlang des Strands und ist bunt und recht hübsch. Er ist auch der Drehort der Fernsehserie „Death in Paradise“, das ehemalige Pfarrhaus ist im Film eine Polizeistation. Die Insel ist dicht und grün bewaldet und zeigt daher einen völlig anderen Charakter als Antigua.

Cara Mia in Deshaies

Nach dem Einklarieren unternehmen wir eine „Wanderung“ im Bachbett des Deshaies Rivers. Das Steinehüpfen ist recht spannend, seitlich davon kommt man durch den Dschungel meist nicht weiter. Wir machen einige Höhenmeter und finden schließlich einen Ausstieg zu einer Straße, auf der wir zurück ins Dorf gehen.

Morgens fahre ich mit dem Dinghy zum Steg, von da sind es nur wenige Schritte zur Boulangerie. Es duftet herrlich, wir sind schließlich ja auch in einem Teil Frankreichs. Die Qualität der Brote und Croissants ist hervorragend. So ein feines Frühstück! Wir chillen bis 15:00 und gehen dann auf den 205 m hohen Gros Morne. Das ist sehr schweißtreibend und Aussicht hat man wegen der Bewaldung auch keine. Auf der anderen Seite führt der Weg hinunter zur Plage de Grande Anse. Hinter dem sehr schönen, langen Strand finden wir auch Brackwasserbereiche und Bäume mit imposanten, stacheligen Luftwurzeln.

Morgens starker Regen. Das tut gut und entfernt das meiste Salz vom Schiff.

Regentag in Deshaies

Der Botanische Garten Deshaies

Heute ist der Botanische Garten unser Ziel. Dieser erweist sich auch als wirklich sehr schön und gepflegt, Blüten und Blätter in allen Formen und Farben. Am Aussichtsplatz sehen wir hinüber auf die Nachbarinsel Montserrat.

Gegen Abend schnorcheln wir an der Nordseite der Bucht und befinden uns inmitten eines riesigen Schwarms kleiner Fische, dessen Ende wir nicht sehen. Es müssen Millionen Individuen sein. Deswegen sind also in dieser Bucht so viele, eifrig fischende Pelikane zu beobachten. Schildkröten sehen wir auch, sie schwimmen gemütlich einige Meter mit uns.

Pelikan

Wir nehmen uns einige Tage Zeit hier, ich reinige den Wasserpass und soweit es geht auch das Unterwasserschiff. Der Prop hat auch schon Oxidationszeichen und etwas Bewuchs. Keine Muscheln, aber grünes Algenzeug, das relativ leicht abgeht. Ein klein wenig Salzwasser hat sich in der Bilge angesammelt. Es muss irgendwo aus einer Belüftung kommen. Nach dem Atlantik und auch sonst war diese stets trocken, aber hier sind wir immer rau und nass gesegelt.
Abends bemerkt Helga plötzlich, dass ihr leider der Ehering fehlt. Der ist auch nicht mehr zu finden. Gut, dass sie Goldschmiedin ist. Wieder zuhause wurde sogleich ein neues Exemplar angefertigt.


Malendure

Nach dem Wasser bunkern fahren wir nach Malendure und ankern nördlich der Flussmündung bei Galets auf 9,5 m. Die kleinen Orte gehören zu Bouillante. Der Name deutet darauf hin – ein Ort mit Geothermie, es gibt hier einige heiße Quellen. Unter Druck stehendes Heißwasser und Dampf wird aus dem Boden entnommen und in Dampfkraftwerken zu elektrischem Strom umgewandelt.
Heute messen wir 32° C im Schatten. Altocumulusflocken und trübe Luft prägen die Wetteroptik. Abends wird es grau und dunstig, die Sonne ist verhangen. Der erhoffte Regen bleibt aus.

CARA MIA vor Anker Maledure/Galets

Mit dem Dinghy setzen wir zu den Ilets Pigeon über. Die beiden recht kleinen Inseln liegen im Nationalpark Réserve Cousteau. Das Wasser ist klar und die Unterwasserwelt grandios! Wir sehen sehr viele verschiedene Fische aller Größen und Farben, auch Korallen. Leider kann ich keine Unterwasserfotos aufnehmen – die Action Cam ist defekt.

Vormittags fahren wir mit dem Dinghy in den kleinen Hafen neben der Flussmündung. Da ist man gleich auch bei der Wäscherei und den Geschäften. Nachmittags schnorcheln wir in der großen Bucht. Am besten ist es jedoch im seichten Wasser, da kommt man den Fischen sehr nah.

Nach einer sternenklaren, aber unruhigen Nacht in rolliger See freuen wir uns am späten Vormittag über den Besuch einer österreichischen Crew. Andi und Daniel von der CROSSOVER kommen auf ein Seiterl an Bord. Sie fahren mit ihrer nagelneuen Bavaria 37 eine Atlantikrunde, steuerten Barbados an und sind nun auf dem Weg nach Norden. Nachmittags schnorcheln wir am Point Malendure, und später wieder auf Pigeon Island. Helga entdeckt die Statue von Commander Jacques Cousteau am Meeresgrund. Abends fahren wir zur CROSSOVER hinüber und verbringen einige nette, gesellige Stunden in ihrem geräumigen Cockpit. Danke für die Gastfreundlichkeit, Andi und Michi!


Point-à-Pitre

Heute geht es entlang der Westküste Guadeloupes nach Süden. Die Marina Basse-Terre ist geschlossen und voll. Das Ankern vor dem Hafen ist unattraktiv, besonders aber wegen des zu erwartenden Südwinds. Ein Wrack einer Segelyacht liegt am Strand. Diese Mahnung ist ernst, also weiter. Es kommen uns einige Boote entgegen, welche vermutlich die besser geschützten Buchten im Norden anlaufen wollen.

Helga steuert CARA MIA in die Marina Bas-du-Fort. Es ist Sonntag, es scheint niemand anwesend zu sein. Offensichtlich ist auch kein Platz. Wir suchen uns eine Boje im großen Bojenfeld gegenüber der Marina. Hier liegen zwei Monohulls und eine große Motoryacht am Ufer. Ein gestrandeter Katamaran liegt auf einem Riff. Das sind nun doch sehr viele Wracksichtungen an einen Tag!

Bojenfeld am Abend
Das Bojenfeld nördlich des Ilets à Cochons

Stadtbesichtigung Point-à-Pitre

Morgens bläst es dann schon mit 20 Knoten aus Süd, aber CARA MIA liegt hier sicher. Das Übersetzen mit dem Dinghy ist nasser als erwartet. Wir melden uns in der Marina an und zahlen für die Boje. In der Stadt nehmen wir einen Snack in der Rue Bebian. Diese ist sehr lebhaft und bunt, nicht zuletzt wegen der vielen Graffitis. Diese sind meist von weitaus höherer, gestalterischer Qualität als das, was man bei uns leider ansehen muss.
Es gibt noch viele historische Gebäude aus Holz mit Balkonen aus der Zeit nach dem großen Erdbeben 1843, aber auch modernen Wohnbau und wie überall in der Karibik Wellblechbauten und Brandruinen. Die Bekleidungsgeschäfte bieten eigenartig schrille Ware an, davor findet Straßenverkauf aus der Nylontasche heraus statt. Wir wundern uns vor allem über die vielen Geschäfte, welche Haarteile verkaufen. 15.000 Einwohner zählt die Stadt, aber über 100.000 Menschen leben im Ballungsraum um Point-à-Pitre.

Memorial ACTe

Einen interessanten und lehrreichen Vormittag verbringen wir im Museum Mèmorial ACTe. Das große Gebäude wurde von einheimischen Architekten entworfen und ist die ambitionierteste, karibische Gedenkstätte an den Menschenhandel und die Sklaverei, Centre caribéen d’expressions et de mémoire de la Traite et de l’Esclavage. Es wurde auf dem Gelände der größten ehemaligen Zuckerfabrik Darboussier errichtet. 42 solcher Fabriken gab es zu Beginn des 20. Jhdts. auf Guadeloupe, 8.500 Hektar Land wurden von Sklaven bewirtschaftet.
Die
Ausstellung befasst sich mit der Einführung und der tragischen Geschichte der Sklaverei. Auch spätere Entwicklungen in den USA und das zögerliche, langsame Ende der Sklaverei versucht man hier didaktisch darzustellen. Von Napoleon wieder eingeführt, wurde sie in Frankreich im April 1848 endgültig abgeschafft, in den USA aber erst nach dem Bürgerkrieg im Jahr 1865. Wir finden, dass diese Ausstellung zu einem der finstersten und unrühmlichsten Kapitel der Menscheitsgeschichte sehr gut gemacht und sehenswert ist.


Im Tropenwald Guadeloupes

Wir verlassen CARA MIA früher als sonst und begeben uns zum Autovermieter. Die Fahrt führt uns durch die Vorstadt und die Gewerbezonen zur westlichen Insel Basse-Terre, weiter durch Bananen- und Zuckerrohrplantagen. Dann geht es spannend den Berg hinauf, durch Siedlungen und über Bodenwellen. Die erstaunliche Vegetation wird immer gigantischer. Der Nationalpark ist gut besucht, wir gehen auf den schön angelegten Weg zu einem der drei Wasserfälle der Chutes du Carbet. Das ist kurz und einfach, die Vegetation rundum begeistert uns. Ein Stück steigen wir in Richtung des dritten Wasserfalls auf. Das ist weitaus anspruchsvoller und diese Tour wäre ohnehin zu lang.
Wir machen am Wegrand Pause, ein Mungo besucht uns und möchte auch etwas abbekommen.

Dann fahren wir zum Parkplatz Grande-Etang, hier beim See sind wir allein. Es herrscht Stille und der Regenwald vermittelt gewaltige Eindrücke! Enorme Stämme und Blätter, herunterhängende Luftwurzeln, auf Pflanzen wachsende Pflanzen in großer Vielfalt und das auf jedem Holz und jedem Ast. Fantastisch! Alles ist grün, und doch es ist auch abwechslungsreich. Man hat nie das Gefühl der Eintönigkeit in diesem Wald. Auch Bambus steht hier und Bäche münden in den See. Wir umrunden den See und diese Runde gefiel uns noch viel besser, als jene zum Wasserfall.

Eine ausgesprochen schöne Wanderung führte uns noch auf den Vulkan Soufrière. Mehr darüber in diesem Beitrag. Wir blieben noch in Point-à-Pitre, um den offiziellen Auftakt zu den Karnevalsfeierlichkeiten zu mitzuerleben, – den Faschingssonntag Dimanche Gras. Hier geht es zur Fotoreportage.