Das ist der letzte und stark verspätet erscheinende Beitrag über unsere Reise entlang der karibischen Inseln. Wir planen, bald wieder am Boot zu sein, um bisher noch nicht besuchte Inseln anzulaufen. Sicher sehr spannend wird die anschließende Rückreise über Bermuda und die Azoren nach Spanien.



Union Island – Tyrrel Bay, Carriacou

Auf dem Törn nach Carriacou segeln wir mit Raumwind, zwei Halsen waren die einzigen notwendigen Manöver. Innerhalb der Two Sisters fahren wir weiter bis vor die große Bucht, in deren Mitte wir einlaufen. Obwohl viele Schiffe da sind, finden wir bald eine verfügbare Mooring. Deren Bezahlung im Büro ist schnell erledigt, und nachfolgend heißt es geduldig warten bis Customs und Immigration wieder öffnen. Obwohl wir eine elektronische Ankunftsmeldung ausfüllten, zieht sich der Einklarierungsprozess in die Länge. Überdies muss von Ingrid auch noch eine Ankunfts- und Ausreiseerklärung ausgefüllt und abgegeben werden.

In dieser Bucht gibt es im Ort keinen Dinghysteg, jedoch Supermärkte. Wir schlendern ein Stück entlang des Strands, aber hier hat man schnell alles gesehen. Irgendwann ist es dann Zeit für Drinks, die wir im Rum Punch Shack genießen. Unweit davon liegen Wracks im Wasser und mahnen vor Hurricanes.


Tyrrel Bay

Heute ist ein langer Spaziergang angesagt, der uns auf jene Halbinsel führt, welche die Südspitze von Carriacou bildet. Es ist trocken und heiß hier, aber trotzdem wird die dürre Gegend landwirtschaftlich genutzt.
Die Vegetation sieht sonderbar aus, die meisten Bäume sind von einem Unkraut überwuchert. Abschließend kehren wir bei Las Iguanas ein. Nur etwa zwei Monate später wird Carriacou vom schrecklichen Hurrricane Beryll voll getroffen und großteils verwüstet werden.



Tyrrel Bay, Carriacou – Martin´s Bay, Grenada

Unser nächster Schlag führt uns nach Grenada. Wir kommen dabei etwa in Höhe Ronde Island bei Kick´em Jenny vorbei, das ist ein aktiver Unterwasservulkan. Wenn er seismisch nicht aktiv ist, gilt für die Schifffahrt eine Verbotszone mit einem Radius von einer Seemeile. Deren Einhaltung ist unbedingt zu empfehlen. Sollten vulkanische Gasblasen aufsteigen, so vermindert sich im betroffenen Bereich durch den Gasgehalt die Dichte des Wassers. Damit geht Auftriebsverlust und Sinkgefahr einher, aber Jenny zeigt sich uns gegenüber friedlich. Interessanterweise wehte auch im Lee von Grenada guter Wind und bald sind wir in der Martin´s Bay vor St. George´s, nehmen für die Nacht eine Boje und lassen den Tag gemütlich ausklingen.


St. Louis

Hier in Grenada besuchen die meisten Yachten die vielen Buchten an der Südküste der Insel, aber wir verlegen in die sehr gepflegte Port Louis Marina. Bis zu 90 m lange Superyachten können hier anlegen. Die Fahrt in die Stadt mit den immer überbesetzten Bussen und der lauten Musik ist nichts für empfindsame Naturen. Hinter dem Fahrer sitzt ein Helfer, der die Fahrgäste hineinstopft und beim Aussteigen die geringe Gebühr kassiert. Wir schlendern durch St. George´s, besuchen das City Cafe und genießen gute Musik und Erfrischungen. Der weitere Bummel führte uns zum Fort St. George und zum Markt. Mit einem überfüllten Kleinbus der Linie 1 fahren wir wieder rasant zurück zur Marina. Ich grille einen kleinen Thunfisch, das Gericht kommt bei der Crew sehr gut an.

Ein Mietauto auftreiben ist hier gar nicht so leicht. Später klappt es per Telefon, und ein Kleinwagen wird uns zugestellt. Bald schon fahren wir zum Flughafen, der auf der Südwestspitze der Insel liegt, dann entlang der Ostküste. Das gestaltet sich durch die extrem kurvenreiche Anlage der Straßen sehr abwechslungsreich, eben typisch karibisch. In Grenville machen wir Pause und sehen uns den Ort an. Es ist viel los an den Verkaufsständen, und es ist sehr heiß. Anschließend wollen wir noch etwas vom Inselinneren sehen und fahren zu den Seven Sisters Wasserfällen. Eine wirklich sehr steile Straße führt zu einem Parkplatz hinab, von dort ist es noch ein Stück zu Fuß durch den Regenwald. Man steigt auf einem Weg entlang einer Flanke in ein tiefes Tobel hinab. Dort unten ist es warm und feucht mit der üblichen, sehr üppigen Vegetation. Die Wasserfälle sind zwar hübsch, aber kein Naturwunder. Unweit davon besuchen wir noch den Grande Etang, ein Süsswassersee im gleichnamigen Nationalpark.

  • Regenwald
  • Helga
  • Seven Sisters Wasserfälle

Während Ingrid ihr Gepäck vorbereitet, sehen wir uns Fort Frederik und Fort Matthew an. Hoch über der Stadt auf Richmond Hill gebaut, bieten sich von dort oben sehr schöne Ausblicke. Die Franzosen hatten das britische St. George´s 1779 überraschend und listig vom Land her angegriffen. Hospital Hill konnte so relativ leicht erobert werden und das tief unten liegende Fort St. George und die Stadt mussten sich ergeben. Durch den Friedensvertrag von Versailles 1783 fiel Grenada einige Jahre später wieder den Briten zu und sie vollendeten die Festung, welche die Franzosen zu bauen begonnen hatten. Die Briten rüsteten das Fort Frederik aufgrund der Erfahrung von 1779 auch landseitig mit Kanonen aus.

Blick ins Land
Aussicht vom Fort

Das in unmittelbarer Nähe zu findende Fort Matthew ist in eher schlechtem Zustand, auch scheint es einmal gebrannt zu haben. Der zentrale Platz wurde offenbar auch als Veranstaltungsarena genutzt, wobei die vielen Gefängniszellen als Umkleidekabinen dienten. Das Dach stürzt bereits langsam ein, Fledermäuse bewohnen die dunken Erdgeschosse und Gänge, ein Lost Place. Eigentlich ist es verwunderlich, dass das Fort in diesem Zustand öffentlich zugänglich ist.

  • Fort Matthew
  • Zellentür Fort Matthew
  • Fort Matthew
  • Fort Matthew
  • Fort Matthew
  • Fort Matthew
  • Fort Matthew
  • Fort Matthew
  • Fort Matthew

In der Stadt ist überraschenderweise heute gar nichts los, es ist extrem wenig Verkehr, keine Busse fahren, man sieht keine Einheimischen, hört keine Musik, alles ist geschlossen. Es ist Nationalfeiertag. Wir chillen am Boot durch den restlichen Nachmittag, gehen abends essen und um 01:00 Uhr fahren wir Ingrid zum Flughafen.

Die Ministerpräsidenten
Dekoration zum Nationalfeiertag: Fotos aller bisherigen Ministerpräsidenten Grenada´s

Während wir mit Wäsche und Bootsputz beschäftigt sind laufen auch schon Günter und Heidi mit dem SC PHOENIX ein. Heidi wird morgen heimfliegen. Wir hatten uns verabredet und werden wegen der Nähe zu Venezuela im Verband nach Chaguaramas fahren.

Stadthafen St. Georges
St. George´s

Ich hole Informationen ein, plane die Passage und stimme mich mit Günter ab. Formulare sind auszufüllen und vorab bei diversen Stellen in Trinidad einzureichen. Die Dieseltanks füllen wir vollständig auf und bald laufen wir zu unserer letzten Fahrt auf dieser langen Reise aus. In Trinidad wird CARA MIA ausgewassert und an Land gestellt.

Yachten mit Kräutergärten
Kurios: Rechts liegt das Wohnschiff, links daneben die als Kräutergarten genutzten Boote