Draußen ist dichter Nebel und es ist kalt. Nein, nicht in Lanzarote, aber hier im winterlichen Oberösterreich. Gerade diese Zeit zwischen zwei Segelreisen ist perfekt, um Fotos auszusuchen und längst überfällige Beiträge zu schreiben. Während der Reise hat man nämlich nicht immer Muße, Lust oder Laune dazu. Eine gute Internetverbindung ist auch in Häfen eine Seltenheit. Die geneigte Leserschaft möge mir die Verzögerung nachsehen…


Vorbei am Lanzarote
Schon bei der Annäherung auf dem Meer zeigt Lanzarote seine besonderen Formen und Farben.

Nach der anstrengenden Passage von Madeira hatte uns Arrecife abgewiesen und wir mussten eine Nacht unfreiwillig an einem nahen Ankerplatz verbringen. Dieser war zwar ruhig, aber am Morgen spüren wir, dass CARA MIAs Kiel bei Ebbe bis an den Grund reicht. Überdies hatte die Polizei das Nachbarschiff schon wegen des Ankerverbots kontaktiert, also nichts wie weg hier!


Puerto Calero

Nur wenige Meilen sind es von hier bis zum Hafen Puerto Calero, der Empfang dort war angenehm und die Marineros kompetent. Entlang der Stege finden sich viele Lokale, in zweiter Reihe dahinter luxuriöse Geschäfte. Wir gehen zuerst ordentlich essen, erst dann checke ich ein.
Monika trifft heute mit der Fähre aus Fuerteventura ein, so kommen wir erst spät in die Kojen.


Timanfaya Nationalpark

Einen Mietwagen kann man hier unkompliziert direkt in der Marina bekommen. Die weißen Gebäude, die vielen rotbraunen Schattierungen der Farben in dieser Landschaft, Palmen, blauer Himmel, – die Insel überwältigt den Besucher sofort mit starken, visuellen Eindrücken. Lanzarote liegt nur 140 km vom afrikanischen Festland entfernt und ist vulkanischen Ursprungs. Große Ausbrüche in den Jahren von 1730 – 1736 bildeten viele neue Krater und begruben ein Viertel der Insel mit Dörfern und fruchtbarem Ackerland unter der Lava. 1824 gab es erneute, jedoch schwächere vulkanische Aktivität. Dies hat eine bizarre Mondlandschaft in wunderbaren Farben hinterlassen, die Montañas del Fuego.
Im Timanfaya
Nationalpark darf man sich nicht frei bewegen und das ist verständlich. In der Eintrittsgebühr ist eine Rundfahrt mit dem Bus inkludiert, die viele Impressionen vermittelt. Beim Restaurant „El Diablo“ ist sehr viel geothermische Energie knapp unter der Oberfläche. Wasser, in Stahlröhren in den Boden gegossen, wird innerhalb weniger Sekunden als Dampf wieder ausgestoßen, Holz beginnt zu brennen. In dem von Cécar Manrique gestalteten Restaurant werden auf vulkanischer Heißluft Hühner gegart. Anschließend besichtigen wir noch die Ausstellung im etwas entfernten Besucherzentrum.



Fundatión César Manrique

Entlang der Straße, die von Yaiza nach Teguise führt, liegt La Geria, das Weinbaugebiet der Insel. Die Reben stehen hier in Gruben, die von niederen Mauern umfasst sind, um sie vor den Passatwinden zu schützen und das seltene Regenwasser sammeln.

Unser Ziel ist die Fundatión César Manrique in Tahíche. Der Besuch des ehemaligen Wohnhauses, das César Manrique 1968 bis 1988 gestaltete und bewohnte ist ein besonderes Erlebnis. Anhand von Fotos wird vermittelt, wie diese Architektur mit der originalen Einrichtung einst ausgesehen hat. César Manrique selbst hat noch an der Umgestaltung zum Museum mitgewirkt.

Allein die Dimensionen sind gewaltig: 1800 m² Wohnfläche, 1200 m² Terrassen und Gärten, 2900 m² Parkfläche auf einem Grundstück von 30.000 m². Interessant sind vor allem auch die fünf großen Lavakammern, die Manrique unter dem Haus gefunden und geschickt integriert hat. Sie erhalten Tageslicht vom freien Himmel. Durch Gänge sind sie mit dem Garten, dem Pool und der Grillstelle verbunden. Diese Architektur ist ein Gesamtkunstwerk, – Avantgarde der 60er Jahre.

César Manrique hat in seinem exklusiven Wohnsitz nicht nur gearbeitet sondern auch prominente, internationale Gäste aus Politik und Kultur empfangen. Eine der Bestrebungen dieses einflußreichen Künstlers war es, Fehlentwicklungen durch Massentourismus auf Lanzarote zu verhindern. Die Besinnung auf traditionelle Bauformen mit Beschränkung der Bauhöhe, einheitlicher Farbgebung und der Verzicht auf Plakatwerbung waren sehr erfolgreich, haben die Ursprünglichkeit von Lanzarote bewahrt und wirken auch heute noch nach.


Mirador del Rio

Dann fahren wir weiter zum Aussichtspunkt Mirador del Rio in das Famara Massiv im Norden der Insel.

Auch diese Sehenswürdigkeit wurde von César Manrique gestaltet. Einzig die großen Fensterflächen machen die Architektur von außen sichtbar, sie ist in den Fels der Landschaft integriert. Der großzügige Innenraum des Restaurants hat eine sehr schöne Feuerstelle, bizarre Deckenlampen und die typischen, gerundeten Formen der Räume.

Eine Wendeltreppe führt hinauf zu einem Aussichtsplatz oberhalb des Restaurants. Hier ist man 475 m hoch über dem Atlantik und hat einen äußerst eindrucksvollen Blick auf La Graciosa und die kleineren Inseln im Norden. 

Blick vom Mirador del Rio

Wenn wir wieder nach Lanzarote kommen sollten, sehen wir uns sicher auch noch andere, wichtige Werke von César Manrique, etwa Jameos del Agua, Jardin de Cactus oder Casa Museo del Campesino an.
Dann fahren wir hinunter auf die Südostseite der Insel nach Punta Mujeres. Wir finden ein gutes, einfaches Lokal und essen frischen, gebratenen Fisch – ein angenehmer Abschluss eines gelungenen Tages.


El Golfo

Am nächsten Tag fahren wir durch Yaiza auf die Westseite der Insel. Die Bucht El Golfo ist Teil eines ehemaligen Kraters und hat eine Lagune mit grünem Wasser, Charco de los Clicos. Mehrere Busladungen Touristen schwärmen gerade aus. Von diesen unterscheiden wir uns vor allem durch die Art der Anreise nach Lanzarote mit dem Segelboot.

El Golfo

Am Strand suchen wir im schwarzen Lavasand Olivine und werden tatsächlich fündig. 

Danach spazieren wir in den kleinen Ort und finden auch hier ein gutes Restaurant. Mit dem Mietwagen ist es bequem, noch Wasser und Einkäufe zum Boot zu bringen. Morgen werden wir nach Fuerteventura segeln.